Die vergessene Küste – Archäologie in Honduras
Die Bonner Amerikas Sammlung zeigt vom 27. Oktober 2021 bis 04. Februar 2022 die Sonderausstellung „Die vergessene Küste – Archäologie in Honduras“. Die Schau präsentiert die Forschungen des DAI-Projekts Guadalupe an der nordöstlichen Karibikküste von Honduras.
Den Ausgangspunkt der Ausstellung bilden Objekte aus Zentralamerika aus den Sammlungen aus der Bonner Amerikas Sammlung und dem Museum Rietberg Zürich, sowie Funde aus den Grabungen in Guadalupe. Sie werden hier erstmals in den Fokus gerückt. Die ausgewählten Exponate – darunter Skulpturen, Keramikfiguren und Goldschmuck – bezeugen die Vielfalt jener Kulturen, die noch weitgehend unerforscht sind.
Die Präsentation des archäologischen Forschungsprojekts Guadalupe beleuchtet die Kulturgeschichte an der honduranischen Karibikküste, die lange Zeit im Schatten der überwältigenden Maya-Pyramidenstätten schlummerte. Sie führt in die Ziele, Arbeiten und Erkenntnisse des laufenden, mehrjährigen Projektes ein und macht mit den wissenschaftlichen Methoden und neuen Fragestellungen der Archäologie vertraut.
Forschungen in Honduras
Das südliche Zentralamerika liegt geografisch in der Mitte des amerikanischen Kontinents. Aus der Sicht der archäologischen Forschung jedoch ist es eine «Peripherie». Noch heute liegt der wissenschaftliche Fokus auf dem nördlich angrenzenden Mesoamerika und der Andenregion im Süden. Das südliche Zentralamerika liegt noch immer im toten Winkel.
Die am archäologischen Projekt beteiligten WissenschaftlerInnen und Institutionen rücken seit 2016 die Peripherie ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ihre Forschungsarbeiten werfen ein anderes Licht auf die Kulturgeschichte des südlichen Zentralamerikas und belegen, wie die vielfältige institutionelle Zusammenarbeit dem Kulturerbe und der Kultur dienlich ist.
Im Verlauf der Geschichte ist die Archäologie verschiedenenorts politisch für die Nationenbildung missbraucht worden, so auch im 19. Jahrhundert in der Schweiz, als man die gerade eben «entdeckten» Pfahlbauer als Ur-Helvetier deklarierte. Im heutigen Honduras beziehen sich staatliche Institutionen, Schulgeschichtsbücher und vor allem die Tourismusbranche auf die Maya-Vergangenheit von Copán ganz im Nordwesten des Landes. Aus der Perspektive der finanziell durchaus relevanten Fremdenverkehrsbranche, und angesichts der überwältigenden Ruinenstätte, ist dies verständlich, doch das Bild bedarf einer Korrektur. Das Projekt Guadalupe vermag dies eindrücklich aufzuzeigen.
Die Archäologie ist das Wieder-ins-Leben-Rufen einer vergangenen Realität anhand materieller Hinterlassenschaften. Ganz offensichtlich untersucht sie dabei nicht die Wurzeln eines modernen Staates oder einer Nation, sondern bringt vergangene Lebensformen und Realitäten ans Licht. Damit zeigt sich, wie inspirierend die Archäologie für die Gegenwart sein kann, ja sie ist das vielleicht grösste intellektuelle Abenteuer, das wir aufgrund handfester Gegenstände unternehmen können. Die Archäologie ist eine humanistische Aufgabe, die verbindend über alle Grenzen hinweg wirkt – von Bonn bis hin zur vergessenen Karibikküste von Honduras.
Ausstellungspartner und -orte
Die Ausstellung war zuvor bereits im Museums Rietberg Zürich, in Kooperation mit der Universität Zürich und der honduranischen Denkmalbehörde Instituto Hondureño de Antropología e Historia (IHAH), zu sehen, gefördert von der Schweizerisch-Liechtensteinischen Stiftung für Archäologische Forschungen im Ausland (SLSA). Im Anschluss wandert sie weiter nach Honduras.
Mit finanzieller Unterstützung der Regula Pestalozzi Stiftung, der Deutschen Botschaft in Honduras, dem Auswärtigen Amt und Sondermitteln des DAI entsteht derzeit in Guadalupe ein dreiteiliger Gebäudekomplex der als Funddepot, Vermittlungszentrum
und Museum dienen wird. Ein Teil der Ausstellung wird nach Ihren weiteren Stationen an der Universität Bonn und in Tegucigalpa (Station) dort dauerhaft zu sehen sein.
Weiterführende Links
Kontakt
Prof. Dr.
Markus Reindel
, Referent für Amerika
Markus.Reindel@dainst.de
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