Geschichte
Mit der Errichtung der Abteilung Madrid erweiterte das DAI seine Forschungsregion weit nach Westen. Zu den Forschungsschwerpunkten zählten anfänglich die Erforschung des Frühmittelaters, die klassische Archäolgie ebenso wie prähistorischer Epochen. Schon früh wurden natur- und geowissenschaftliche Methoden in die Projekte integriert und Forschungsvorhaben entwickelt, die auch die Umwelt mit einbezogen. Als Beispiel sei die 1982 begonnene Küstenforschung genannt.
Schon bei der Festrede des DAI-Präsidenten Gerhart Rodenwaldt zum 100-Jubiläum des Instituts im Jahr 1929 wurde der Wunsch nach der Gründung einer Zweigstelle auf der Iberischen Halbinsel thematisiert. Realisiert werden konnte dieser Wunsch erst Ende 1943. Wichtige Voraussetzungen waren dafür die Forschungen deutscher Althistoriker und Archäologen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Spanien und Portugal. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang Emil Hübner, Adolf Schulten, Hugo Obermaier, Hans Zeiss, Georg und Vera Leisner. Das Institut war zunächst mit zwei großen Bibliotheksräumen im Deutschen Kulturinstitut, damals in der Avenida del Generalísimo 35, untergebracht.
Wie alle deutschen Einrichtungen im Ausland, wurde auch die Zweiganstalt des DAI in Madrid bei Kriegsende wieder geschlossen. Seit ihrer Wiedereröffnung am 2. März 1954 in der Calle Serrano 159 forscht die Abteilung Madrid kontinuierlich in Spanien, Portugal und Marokko. Ihren Ruf in den Gastländern und darüber hinaus verdankt sie nicht zuletzt innovativen Fragestellungen und Methoden. Dazu zählen unter anderem die Küstenforschung, Forschungen zum Chalkolithikum (Zambujal), zur Bronzezeit (Fuente Álamo), zu den Phöniziern (Torre del Mar, Castillejos de Alcorrín, Ayamonte, Mogador), zu römischen Städten (Munigua, Évora) sowie zur frühchristlichen und islamischen Baugeschichte (Tinmal, Madinat al-Zahra, Córdoba). Die Abteilung hat zudem die Hispania Antiqua herausgebracht, ein fünfbändiges Werk, das einen Überblick über die Denkmäler der Iberischen Halbinsel vermittelt. Die Geschichte der Abteilung war Thema einer Reihe von Tagungen, deren Akten in vier Bänden erschienen sind (Iberia Archaeologica 14, Faszikel 1-4).
Als leitende Direktorinnen und Direktoren der Abteilung wirkten der Kunsthistoriker Helmut Schlunk (1943‒1945 sowie 1953‒1971), der Klassische Archäologe Wilhelm Grünhagen (1971‒1980), der Prähistoriker Hermanfrid Schubart (1981‒1994), der Frühchristliche Archäologe Thilo Ulbert (1994‒2004) und die Prähistorikerin Dirce Marzoli (seit 2004), wissenschaftliche Direktoren waren Wilhelm Grünhagen (1959–1961), Rolf Nierhaus (1961–1966), Hermanfrid Schubart (1967–1980), Theodor Hauschild (1980–1994), Thomas G. Schattner (1996–2021) und Felix Arnold (seit 2021). Die Verdienste der Abteilung Madrid und ihrer MitarbeiterInnen wurden unter anderem 1982 mit der von S. M. König Juan Carlos I. verliehenen »Medalla al Mérito en las Bellas Artes en su categoría de oro«, 2004 mit der »Medalla de la Real Fundación de Toledo« sowie 2019 mit der »Ordre des Palmes Academiques« ausgezeichnet.