Unsere Themen und Visionen
Durch die lange, mittlerweile über 190 Jahre andauernde Präsenz und Tätigkeit des DAI im Gastland Italien ist eine Vertrauensbasis erwachsen, die die zentrale Grundlage für alle Forschungsvorhaben der Abteilung bildet. Die Arbeit im Bereich der Archäologie hat sich im Laufe der Zeit durch den technischen Fortschritt und die digitale Vernetzung stark verändert. So erleichtern heute 3D-Laserscanner, Drohnen, geophysikalische Messgeräte und naturwissenschaftliche Analyseverfahren die Geschwindigkeit und Präzision der Dokumentation unserer Grabungsplätze und ihrer Erforschung und Interpretation. Moderne Archäologie steht mehr denn je an einer Schnittstelle zwischen Human- und Naturwissenschaften, hat aber auch enge Verbindungen zu Capacity-Building- und Mise-en-Valeur-Maßnahmen. Die Datenbanken von Bildern, Texten und Artefakten aller einzelnen Abteilungen sind mit den digitalen Bibliotheken verknüpft.
Anders als bei der 1874 gegründeten Abteilung Athen stand zunächst die Bildforschung im Zentrum des Forschungsinteresses; seit den 1960er-Jahren gehören Bild-, Objekt- und Feldforschungen zum sich durch vielfältige interdisziplinäre Kooperationen beständig erweiternden methodologischen Baukasten der Abteilung. Dieser schließt naturwissenschaftliche, bauforscherische und epigraphische Vorhaben ebenso ein wie solche, die an der Schnittstelle zwischen Archäologie und den Digital Humanities liegen. Site Management und Mise-en-Valeur-Maßnahmen haben sowohl in Italien – hier ist das Institut unter anderem seit 2008 an der Restaurierung der Domus Aurea in Rom beteiligt – als auch in Nordafrika eine besondere kulturpolitische Bedeutung erlangt. In jüngerer Zeit hat das Institut besonders stark an Capacity-Building-Maßnahmen in der UNESCO-Weltkulturerbestätte Karthago sowie Cherchell (Algerien) und Libyen mitgewirkt, die in den kommenden Jahren in Verbindung mit Feldforschungsprojekten weitergeführt werden sollen.
Forschungsschwerpunkte und vernetzte Forschung
Die Breite der an der Abteilung vertretenen, überwiegend diachron angelegten Projekte – bei denen objektbezogene Studien (z. B. Skulptur- und Keramikuntersuchungen) genauso bedeutsam sind wie die Untersuchung von Siedlungskammern (z. B. Sardinien, Oberitalien/Golaseccakultur), Siedlungen, Städten (z. B. Rom, Selinunt, Karthago, Cherchell) oder von einzelnen Gebäudekomplexen (z. B. Amphitheater) – reicht von langfristigen Projekten wie Selinunt (seit 1971) über mittel- bis zu kurzfristigen Projekten zur Klärung bestimmter Einzelfragen. Sie sind gebündelt in einem Forschungsplan, der derzeit fünf Forschungsschwerpunkte ausweist: Stadt- und Siedlungsforschung, Sepulkralarchäologie, Kulturelle Kontakte. Mobilität und Interaktion, Antike Feste und Rituale. Topographie und Ausgestaltung von Kultorten sowie Forschungs- und Wissensgeschichte in Rom.
Kommunikation und Vernetzung sind bedeutsam für den abteilungsinternen Austausch, ihre Verbindung zur italienischen und internationalen Fachcommunity - es ist u.a. Mitglied der Unione Internazionale degli Istituti di Archeologia, Storia e Storia dell’Arte in Roma sowie der Associazione Internazionale di Archeologia Classica (AIAC) - bis hin zu anderen Abteilungen des DAI in Form von Projekten, Netzwerken oder Clustern. Mit seinen kulturellen Archiven trägt es bei zum fortlaufenden Ausbau der iDAI.world.