Themen & Visionen
Reflektiert, innovativ und fundiert gemeinsam zur Archäologie in Europa in ihrer Pluralität und Diversität forschen.
Unser Profil
Die Römisch-Germanische Kommission (RGK) forscht seit über 120 Jahren zur Vor- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Archäologie. Ihr Arbeitsgebiet reicht vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer, ihr zeitlicher Fokus von der Neolithisierung bis zum Mittelalter. Schwerpunkt der derzeitigen Forschungen sind Themen wie Grenz- und Kontakträume, Kulturwandel, Mobilität von Personen und Dingen, Mensch-Umwelt-Beziehungen, Raumproduktion, Landschafts- und Besiedlungsdynamiken. Ein zentrales Anliegen der RGK ist es, gemeinsam die Archäologie in Europa in ihrer Pluralität und Diversität zu erforschen sowie Grenzen verschiedenster Art zu überwinden. Neben landschaftsarchäologischen Forschungen verfolgt die RGK objektarchäologische Studien und verknüpft Wissensgeschichte mit neuen Ansätzen der digital humanities. Unser Ziel ist es, lokal verankert und global vernetzt europaweit zu agieren.
Aktuelle Themenschwerpunkte
Die Forschungsprojekte der Römisch-Germanischen Kommission sind durch übergreifende Fragestellungen und die Entwicklung gemeinsamer Forschungspraktiken in vier Themenschwerpunkten gebündelt und vernetzt.
Grenzen und kulturelle Interaktion
Von übergreifenden theoretischen und methodischen Ansätzen geleitet, forschen die Mitarbeiter:innen der RGK im Schwerpunkt Grenzen und kulturelle Interaktion zu den Anfängen der neolithischen Lebensweise in Europa, zu Grenzen, Wegen und Interaktionsräumen an und in den Provinzen des Römischen Reiches, zu Dingen als Grenzgängern in der römischen Kaiserzeit sowie zum diachronen Wandel von Grenzzonen zwischen Land und Wasser Dabei werden traditionelle Forschungsansätze wie Ausgrabungen, Fundvorlagen und Corpora mit neusten Prospektionsmethoden, naturwissenschaftlichen Analysen und Ansätzen der digitalen Archäologie verbunden.
Siedlungsdynamiken und Sozialstrukturen
Ausgehend von Fundorten und ihrer landschaftlichen Kontextualisierung untersucht die RGK insbesondere in Mittel- und Südosteuropa Siedlungsdynamiken und Sozialstrukturen. Mit gemeinsamen methodischen Ansätzen werden spätneolithische bis bronzezeitliche Siedlungslandschaften von Südungarn und Nordkroatien über die Südwestslowakei bis in die Republik Moldau und die Ukraine, eisenzeitliche Großsiedlungen und ihre Ressourcen- und Produktionslandschaften sowie die Raumerschließung und -produktion von der Eisenzeit bis zum Mittelalter in Kroatien, Serbien und vielen anderen Regionen erforscht.
BEWÄLTIGUNGSPRAKTIKEN UND SAKRALE RÄUME
Unter der Überschrift Bewältigungspraktiken und sakrale Räume wird untersucht, wie sakrale Räume entstehen, vermittelt und erkannt werden und welche Rolle unterschiedliche Praktiken und Medien im Rahmen von (De-)Sakralisierungsprozessen spielen. In Irland, England, Schottland und Skandinavien erforschen wir dies am Beispiel von Megalithlandschaften. Zudem untersuchen wir vergleichend in verschiedenen Fallstudien Deponierungen diachron und synchron. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Umgang mit Körpern, Toten und ihren Hinterlassenschaften, wobei u. a. auch der Frage nach Herausforderungen und Resilienz nachgegangen wird.
EPISTEME IN ENTWICKLUNG
Der vierte Themenschwerpunkt Episteme in Entwicklung widmet sich mit der archäologischen Wissensgenerierung, genauer der Weiterentwicklung von Ansätzen und Methoden zur Analyse von Landschaften, Objekten und Daten sowie der wissensgeschichtlichen Reflexion. Er vernetzt damit auf einer anderen Ebene Forscher:innen, Projekte und Themenschwerpunkte der RGK mit ihren Kooperationspartnern. Ferner wird so der Forderung nach mehr Transparenz in der Wissensproduktion, nach möglicher Standardisierung von Forschungsprozessen und -daten und der explorativen Einbeziehung und (Weiter-)Entwicklung neuer Techniken und Methoden entsprochen, von der Fernerkundung über die Archivierung von Bodenproben bis zu künstlicher Intelligenz.
Vernetzung als Kernkompetenz
In ihren Projekten arbeitet die RGK nicht nur interdisziplinär, sondern auch stets interinstitutionell und international vernetzt. Dabei werden verschiedenste Methoden, von traditionellen Ausgrabungen zu High-Tech-Prospektionen, nach neuesten technischen Standards kombiniert. Zudem tragen wir zu theoretisch informierten Forschungsverbünden und Projekten bei, die Themen der Gegenwart und Zukunft transdisziplinär untersuchen. Die RGK versteht sich dabei – ihrem Gründungsauftrag treu bleibend – als Kommunikationsort, der die (inter-)nationale Archäologie in Europa vernetzt.
Die RGK unterhält daher eine Vielzahl von Kooperationen mit Partnerinstitutionen, die oft auf jahrelanger Zusammenarbeit und auch persönlichen Freundschaften gründen. Ihre Mitarbeiter:innen engagieren sich stark in der Clusterforschung des Deutschen Archäologischen Instituts und großen univeritären Forschungsverbünden. Sie sind in zahlreichen Gremien, Vereinen und Verbänden vertreten, wie dem Verbund Archäologie Rhein-Main, dem Deutschen Verband für Archäologie und der European Association of Archaeologists.
Die RGK mit ihrem Hauptstandort in Frankfurt am Main befindet sich also nicht nur geografisch im Herzen Europas, sondern ist Teil eines weit verzweigten Netzes archäologischer Beziehungsfäden, die sich durch ganz Europa und den Rest der Welt spinnen.