Staatsministerin Keul eröffnet restauriertes Nationalmuseum Cherchell
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Katja Keul bei einer Führung durch das Museum mit Ortwin Dally, Leitender Direktor der Abteilung Rom. © DAI Rom // Daniela Gauss
„Ich freue mich, dass das Auswärtige Amt mit der Expertise des Deutschen Archäologischen Instituts und in enger Zusammenarbeit mit unseren algerischen Partnern die Neugestaltung des Nationalmuseums in Cherchell fördern konnte. Seine Geschichte, die dort in prächtigen Skulpturen und Mosaiken aus römischer Zeit präsentiert wird, macht Cherchell zu einem symbolischen Ort, der die tiefreichende kulturelle Verbindung zwischen Europa und dem Maghreb auf höchst beeindruckende Weise illustriert. Ich wünsche mir, dass uns diese historische Verbundenheit auch in die Zukunft trägt“, betonte Katja Keul vor ihrer Abreise aus Deutschland. Im Rahmen einer dreitägigen Algerienreise eröffnete die Staatsministerin das Museum gemeinsam mit dem algerischen Kulturminister Zouhir Ballalou und Ortwin Dally, dem Leitenden Direktor der Abteilung Rom, am 27. Januar 2025.
„Mit der Neueröffnung des Museums in Cherchell werden die eindrucksvollen Objekte wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Museum und die neue Dauerausstellung sind von außerordentlicher Qualität, die gemeinsame Arbeit daran ein positives Beispiel internationaler kultureller Zusammenarbeit. Der Wissenstransfer im Zuge der Arbeiten macht das Projekt zudem besonders nachhaltig“, erklärte Ortwin Dally.
Am Tag zuvor stand der Besuch des Musée National des Antiquités et des Arts Islamiques in Algier auf dem Programm, das auch über einen Saal mit Exponaten aus Cherchell verfügt. Vor Ort verdeutlichten Ortwin Dally und Ulla Kreilinger der Delegation um Katja Keul zusammen mit dem Museumsdirektor die besondere Bedeutung der Statuen.
Das Projekt des DAI Rom in Cherchell
Die Eröffnung des Nationalmuseums in Cherchell stellt einen Höhepunkt des seit 2008 unter der Federführung des DAI Rom laufenden Projekts zur Neueinrichtung des Nationalmuseums dar. Die Abteilung Rom kooperierte dabei dem Ministère de la Culture, dem Nationalmuseum in Cherchell und der Botschaft Algier. Das Auswärtige Amt förderte das von Ortwin Dally koordinierte Projekt mit Kulturerhalt-, Taz‘iz- und Trafopa-Mitteln. Ursprünglich beruht es auf einer Idee der seit lange in Cherchell forschenden Archäologin, Christa von Hees-Landwehr, die im Jahr 2012 verstorben ist. Seitdem war vor Ort PD Dr. Ulla Kreilinger in Zusammenarbeit mit einem deutsch-italienischen Restauratorenteam sowie Mitarbeiter:innen des Nationalmuseums von Cherchell in jährlichen Kampagnen mit den Arbeiten befasst.
In diesen Kampagnen wurden – in enger Zusammenarbeit mit dem Museum und der zuständigen Abteilung des algerischen Kulturministeriums – sämtliche Skulpturen und Exponate restauriert und neu gesockelt. Die alten, gemauerten Sockel wurden durch stabile, erdbebensichere Kalksteinsockel ersetzt. Zudem wurden rostende Eisenbdübel entfernt und durch solche aus Edelstahl ausgetauscht. Durch die Arbeiten trug das Projekt zugleich zur Aus- und Weiterbildung lokaler Steinmetz:innen und Restaurator:innen in Algier, Tipasa und Cherchell bei. Die restaurierten Objekte wurden anhand eines neuen museologischen und museumspädagogischen Konzept für die Öffentlichkeit aufbereitet. Kernpunkt der Ausstellung bildet die Regierungszeit des Iuba II. und seiner Frau Kleopatra Selene. Die Exponate – viele davon von außergewöhnlicher Qualität – werden erst durch die Ausstellung ihrer Bedeutung angemessen gewürdigt. Zudem erstellten Ulla Kreilinger und ihr Team Tafeln und Museumsführer für Kinder und Erwachsene. In das Konzept, das in Kooperation mit dem Industriemuseum Lauf entwickelt worden ist, wurden bewusst Fragen, Anregungen und Wünsche der Bevölkerung Cherchells aufgenommen. Zusätzlich wurde ein wissenschaftlicher Katalog auf deutsch und französisch herausgegeben.
Cherchell und seine (Forschungs-)Geschichte
Das Engagement des DAI in Cherchell reicht weitaus länger zurück: Bereits 1982 hatte Christa van Hees-Landwehr in Zusammenarbeit mit dem DAI damit begonnen, die antiken Skulpturen von Caesarea Mauretaniae wissenschaftlich zu dokumentieren, zu bearbeiten und in vier ausführlichen Katalogbänden vorzulegen. 2009 trug die Erhebung des Alten Museums von Cherchell zum Nationalmuseum der einzigartigen Bedeutung dieser Objekte Rechnung.
Seit den 1830er Jahren kamen diese bei Grabungen ans Licht, als Cherchell von den damaligen französischen Kolonialherren gründlich um- und ausgebaut wurde. Die damals durchgeführten Grabungen galten zum einen dem punischen Hafen- und Handelsplatz Iol, zum anderen der ebendort gegründeten Stadt Caesarea Mauretaniae, dem Regierungssitz des römischen Klientelkönigs Iuba II. (25 v. – ca. 24 n. Chr.). In seiner Regierungszeit wurden große Bauprojekte (Tempel, Häuser, Theater etc.) verwirklicht. Zwar ist sein Palast verloren, der eine nicht geringe Fläche des Zentrums des heutigen Cherchell eingenommen haben muss, doch stammen viele der antiken Architekturteile, Prunkmöbel und Skulpturen feinster Qualität von dort, die heute die Glanzstücke des Nationalmuseums bilden.
Weiterführende Informationen:
Der Bestand des Museums bei iDAI.objects
Christa von Hees-Landwehrs Nachlass im Bestand der Fotothek Rom
Kontakt
Prof. Dr.
Ortwin Dally
, Leitender Direktor
Ortwin.Dally@dainst.de
DAI Pressestelle
Podbielskiallee 69
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Musee Public National de Cherchell - Algérie
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Auswärtiges Amt