Umm Qays - Old Tales: Ein jordanisches Dorf entdeckt seine Vergangenheit
Dutzende von Kindern wuseln über den Hof des historischen Hofhauses und versuchen sich in alten Handwerkstechniken. Ihre Eltern, Touristen, Dorfbewohner und andere Besucher schlendern im frühen Abendlicht durch die neuen Ausstellungsräume des alten Dorfes Umm Qays „hara foqa" und studieren Haushaltsobjekte des täglichen Lebens aus dem frühen 20. Jahrhunderts. In dicke Kissen gekuschelt lauschen Kinder andächtig dem Geschichtenerzähler, der über das frühere Leben im Dorf berichtet, das den antiken Stadthügel Gadaras krönt. „Local food" steht für alle zur Verköstigung bereit und wird sehr gern und ausgiebig probiert. In einer schattigen Ecke zeigen „Steinmetz-Lehrlinge" ihre Kunst und die Ergebnisse ihrer zweijährigen Fortbildung mit den deutschen Steinmetzmeistern. Sie laden die Besucher zum Ausprobieren der Techniken ein.
Die umfangreiche Präsentation vom 12. bis zum 14. Oktober 2017 in Umm Qays, einer Kommune nordöstlich von Irbid, ist das Ergebnis einer fast zweijährigen Vorbereitungszeit. Unter Federführung des Deutschen Archäologischen Instituts haben die Bauforscherin Claudia Bührig und der Experimentalarchäologe Frank Andraschko vom Büro AGIL nach langer Vorbereitungszeit in vier je drei- bis vierwöchigen Workshops vor Ort zusammen mit 25 Teilnehmern aus dem Ort ein Trainingsprogramm zur Bewusstseinsbildung und zur Stärkung der lokalen Ressourcen durchgeführt. Gefördert wurde das Projekt durch das Auswärtige Amt.
Während dieser Workshops wurde nicht nur viel über die Prähistorie und Geschichte des antiken Gadara gelernt. Das Interesse galt auch immer stärker dem alten Dorf, seinen Häusern, ihrer Innenausstattung und dem Leben an diesem Platz. Der Erinnerung an dieses Leben ist die Sonderausstellung HARA FOQA - „Umm Qays – Old Tales" gewidmet. Das Team hat private historische Aufnahmen aus dem Dorf gesammelt, die hier erstmals ausgestellt werden. Auf mehr als einem Dutzend lebendiger Ausstellungsposter werden verschiedene Aspekte des vergangenen Lebens in arabischer und englischer Sprache erläutert (Umwelt – Bauen – Siedeln/Wohnen – Ernährung – Alltagskultur); Führungen durch die Ausstellung, das alte Dorf und die antike Stadt werden angeboten. Eine Sammlung historischer Haushaltsobjekte als Leihgabe einer Kursteilnehmerin sind zu besichtigten. Kinder lernen im experimentalarchäologischen hands-on-Programm den praktischen Umgang mit Wolle, Ton, Pfeil und Bogen sowie das Feuermachen und erfahren so etwas über das Leben zur Zeit ihrer Großeltern, das sie im Umgang mit digitalen Medien nicht lernen können.
Das Ausstellungsteam konnte über 700 Besucher begrüßen. Über eine Wiederholung wird intensiv nachgedacht.
Kontakt:
Dr. Claudia Bührig (DAI): claudia.buehrig@dainst.de
Dr. Frank Andraschko (AGIL): info@agil-online.de