Nachruf Josef Eiwanger

 

Mit großer Trauer verabschieden wir uns von Josef Eiwanger, der am 07.04.2023 verstarb. Von 1994 bis 2015 war er Wissenschaftlicher Direktor der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK) des DAI in Bonn.

Josef Eiwanger studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Geologie in Heidelberg und nahm bereits seit Ende der 1960er Jahre an Grabungen des Heidelberger Instituts in Thessalien und des DAI Kairo auf der Nilinsel Elephantine teil. 1976 war er mit einer Arbeit über die „Keramik und Kleinfunde aus der Damokratia-Basilika in Demetrias/Thessalien“ im Fach Ur- und Frühgeschichte promoviert worden.

Zunächst war Josef Eiwanger Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Kairo des DAI, anschließend am Institut für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Freien Universität Berlin. Von 1977 bis 1983 untersuchte er die jungsteinzeitliche Siedlung Merimde-Benisalame im westlichen Nildelta, die dieser Epoche in Unterägypten ihren Namen gab.

1988 wechselte er an die Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des DAI in Bonn, deren Wissenschaftlicher Direktor er 1994 schließlich wurde. Mit dem Wechsel zur KAAK begannen auch seine umfangreichen Forschungen in der Republik Togo und im Königreich Marokko.

Im kleinen westafrikanischen Land Togo führte er erstmals gezielte Ausgrabungen zum Late Stone Age, zur Eisenzeit sowie Forschungen zu Felsbildern durch und veröffentlichte diese. Parallel kam in Marokko ein Vorhaben zustande, das Josef Eiwanger für die nächsten zwei Jahrzehnte beschäftigen sollte. Die Jahrtausende alte Besiedlungsgeschichte des nördlichen Marokko zu enträtseln blieb fortan seine große Leidenschaft.

Durch seine Initiative entstand nicht nur ein reiches wissenschaftliches Werk zur Archäologie Marokkos, auch viele marokkanische und deutsche Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bekamen die Möglichkeit ihre akademischen Karrieren hier zu entwickeln. Basierend auf wissenschaftlicher Neugierde und persönlicher Freundschaft entstand so ein großes Netzwerk, das noch heute trägt.

Ich bin dankbar, dass ich eine Zeit erleben durfte, in der es noch einfach war, archäologische Forschung in den Ländern Nordafrikas zu betreiben.“, beschrieb Josef Eiwanger sein Forscherleben.