Neuerscheinung der Redaktion Kairo: Archäologische Veröffentlichungen 100
Abstract:
Der letzte König der 1. Dynastie, Qa‘a, wurde gegen 2800 v. Chr. in Umm el-Qaab bestattet. Um die königliche Grabkammer herum waren in dem unterirdischen Lehmziegelgebäude, das als sein Grab diente, Räume für weitere Bestattungen und Magazine für Beigaben angelegt. Im Laufe der über 20jährigen Regierungszeit des Königs wurde dieses Grab mehrfach an geänderte Anforderungen angepasst und erweitert, wie die Nachuntersuchungen des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo zeigen konnten. Es wurde deutlich, dass das Grab durch diese Veränderungen ein typologisches Bindeglied zwischen den Gräbern der 1. Dynastie in Abydos und der 2. Dynastie in Saqqara darstellt. Die Verteilung der Funde innerhalb des Grabes wiederum bildete das Konzept ab, das dem Verhältnis des Königs zu seiner Umwelt zugrunde lag: Beigaben und Personen in den Nebengräbern dienten als Abbild des Hofstaats allein der Versorgung des Königs im Jenseits.
Die Geschichte Umm el-Qaabs mit den bereits Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden Ausgrabungen Émile Amélineaus und William M. F. Petries und den damit verbundenen Umschichtungen des beweglichen Inventars der Gräber erforderte eine genaue Trennung des Fundmaterials in originäre Bestandteile der Grabausstattung und Beigaben einerseits sowie intrusive Objekte andererseits, um die datierende Funktion, die Funden aus Königsgräbern in der Regel zukommt, zu gewährleisten, so dass nun die Artefakte aus dem Grab des Qa'a an anderen Grabungsplätzen als Referenz für das Ende der 1. Dynastie herangezogen werden können.