Neue archäologische Entdeckungen in Abydos / Ägypten

PRESSEMITTEILUNG

Der Grabkomplex der Königin Meret-Neith in Abydos während der Ausgrabung. Die Grabkammer der Königin liegt im Zentrum der Anlage und ist umgeben von den Nebengräbern der Höflinge © DAI Kairo // EC Köhler

10.10.2023 | Abteilung Kairo

Ein deutsch-österreichisches Archäologinnen-Team, das im Grab der Königin Meret-Neith in Abydos arbeitet, entdeckt 5000 Jahre alten Wein und stellt die lang gehegte Vermutung von rituellen Menschenopfern in Frage.

Das deutsch-österreichische Team hat kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen im Grab der Königin Meret-Neith aus der 1. Dynastie (ca. 3000 v.u.Zt.) in Abydos und wesentliche neue Informationen über diese bedeutende historische Frau entdeckt. Königin Meret-Neith war die einzige Frau, für die ein eigenes monumentales Grab in Ägyptens erstem königlichen Friedhof errichtet wurde. Sie war wahrscheinlich die mächtigste Frau ihrer Zeit. Es wurde schon spekuliert, dass Meret-Neith die erste Pharaonin im alten Ägypten gewesen sein könnte, aber ihre wahre Identität blieb bisher ein Rätsel. Die neuen Ausgrabungen sind sehr erfolgreich und bringen spannende neue Informationen über diese einzigartige Frau und ihre Zeit ans Tageslicht.

Das Archäologinnen-Team unter der wissenschaftlichen Leitung von Christiana Köhler von der Universität Wien fand Beweise für eine gewaltige Menge an Grabbeigaben, darunter Hunderte von großen Weinkrügen. Einige von ihnen waren sehr gut erhalten und sogar noch original versiegelt. Darin fanden sich außergewöhnlich gut erhaltene Überreste 5000 Jahre alten Weins. Außerdem bezeugen Inschriften, dass Königin Meret-Neith für zentrale Regierungsämter wie das Schatzhaus verantwortlich war, was die Idee ihrer besonderen historischen Bedeutung stützt.

Meret-Neiths monumentale Grabanlage in der Wüste von Abydos, die neben ihrer eigenen Grabkammer auch 41 Gräber für Höflinge umfasst, wurde aus ungebrannten Lehmziegeln, Lehm und Holz gebaut. Dank der sorgfältigen Ausgrabungsmethode und der verschiedenen neuen archäologischen Technologien konnte das Team zeigen, dass die Gräber in mehreren Bauphasen und über einen relativ langen Zeitraum errichtet wurden. Diese Beobachtung stellt zusammen mit anderen Beweisen die oft vermutete, aber unbewiesene Idee eines rituellen Menschenopfers als Teil der königlichen Begräbnisse in der 1. Dynastie radikal in Frage.

Das Team arbeitet in einer interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit zwischen dem ägyptischen Ministerium für Tourismus und Altertümer, dem Deutschen Archäologischen Institut in Kairo, der Universität Wien/Österreich, der Technischen Universität Wien und der Lund Universität in Schweden.

Fragment eines Steingefäßes aus dem Grab der Königin Meret-Neith in Abydos mit Inschrift. Die Inschrift nennt den Namen der Königin gemeinsam mit der zentralen Schatzkammer. DAI Kairo // EC Köhler, M Minotti
Diese hervorragend erhaltenen Traubenkerne wurden in den versiegelten Weinkrügen im Grab der Königin Meret-Neith in Abydos gefunden DAI Kairo // EC Köhler
Der Grabkomplex der Königin Meret-Neith in Abydos während der Ausgrabung. Die Grabkammer der Königin liegt im Zentrum der Anlage und ist umgeben von den Nebengräbern der Höflinge DAI Kairo // EC Köhler
Fotogrammetrie des Grabes der Königin Meret-Neith DAI Kairo // Peter Ferschin, Balint Kovacs, Florian Sövegjarto, Sara Treccaricchi, Karl Johann Mayer
5000 Jahre alte Weinkrüge im Grab der Königin Meret-Neith in Abydos während der Ausgrabung. Die Krüge stehen in ihrem ursprünglichen Kontext und sind z.T. noch versiegelt DAI Kairo // EC Köhler

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