Überblick
Im Jahre 2007 wurde die „Mongolisch-Deutsche Orchon-Expedition“ konstituiert, eine archäologische Forschungskooperation der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK) des DAI und des Archäologischen Instituts der Mongolischen Akademie der Wissenschaften. Aufgabe der Expedition ist die archäologisch-historische Erforschung spätnomadischer Stadtsiedlungen im oberen Orchon-Tal.
Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt auf der frühuighurischen Hauptstadt Karabalgasun (Ordu Balik), der größten frühmittelalterlichen Stadt im östlichen Zentralasien. Sie liegt mit einer Gesamtfläche von über 32 km² am linken Ufer des Orchon, ca. 30 km nord-nordwestlich von Karakorum, wo die KAAK seit 1999 tätig ist. Das obere Orchon-Tal ist ein Kernraum spätnomadischer Herrschaftsbildungen, die Wiege welthistorisch bedeutender Nomadenreiche.
Die uighurische Hauptstadt Karabalgasun wurde um 744/45 von Kutlug Bilge Khagan gegründet. Reisende beschreiben sie zu Beginn des 9. Jahrhunderts als prachtvolle, „große Stadt, reich an Landwirtschaft“. Die Blütezeit Karabalgasuns währte jedoch nicht lange. Um 840 wird sie von den Jenissei-Kirgisen erobert und zerstört, eine weitere Besiedlung ist unwahrscheinlich.
Ziel der Ausgrabungen sind Erkenntnisse zur Stadtplanung und -entwicklung sowie zur Stadtgliederung. Untersucht wird auch die Bedeutung von Karabalgasun als politischer, wirtschaftlicher und religiöser Zentralort sowie die Bedeutung von Zentralorten für die Gliederung und Organisation nomadischer Herrschafts- und Lebensräume. Die Transformation eines Nomadenvolkes zu einem Stadtvolk mit dominant agrarischer Grundlage bildete eine wesentliche Voraussetzung für die Blüte der uighurischen Kultur in den Oasenstädten Ostturkestans, in denen sich Teile der Uighuren nach der Vertreibung aus Karabalgasun niederließen.
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