Späte Nomaden im Orchon-Tal – Die frühuighurische Hauptstadt Karabalgasun

Die „Mongolisch-Deutsche Orchon-Expedition“ erforscht seit 2007 die uighurische Hauptstadt Karabalgasun im Orchon-Tal. Ziel der Ausgrabungen sind Erkenntnisse zur Planung, Entwicklung und Gliederung dieser nur von 744/45 bis 840 bewohnten größten frühmittelalterlichen Stadt im östlichen Zentralasien.

Fragment des Inschriftensteins von Karabalgasun, im Hintergrund der 9 Meter hohe Wall der Zitadelle. © DAI KAAK // Anonym

DAI Standort  Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen, Forschungsstelle Ulaanbaatar

Laufzeit  seit 2007

Projektverantwortlicher  Janna Fabry, Dr. Christina Franken

Adresse  Dürenstr. 35-37 , 53173 Bonn

Email  Janna.Fabry@dainst.de

Team  Dr. phil. Hendrik Rohland

Laufzeit  seit 2007

Projekt-ID  2840

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/60891

Überblick

Im Jahre 2007 wurde die „Mongolisch-Deutsche Orchon-Expedition“ konstituiert, eine archäologische Forschungskooperation der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK) des DAI und des Archäologischen Instituts der Mongolischen Akademie der Wissenschaften. Aufgabe der Expedition ist die archäologisch-historische Erforschung spätnomadischer Stadtsiedlungen im oberen Orchon-Tal.

Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt auf der frühuighurischen Hauptstadt Karabalgasun (Ordu Balik), der größten frühmittelalterlichen Stadt im östlichen Zentralasien. Sie liegt mit einer Gesamtfläche von über 32 km² am linken Ufer des Orchon, ca. 30 km nord-nordwestlich von Karakorum, wo die KAAK seit 1999 tätig ist. Das obere Orchon-Tal ist ein Kernraum spätnomadischer Herrschaftsbildungen, die Wiege welthistorisch bedeutender Nomadenreiche.

Die uighurische Hauptstadt Karabalgasun wurde um 744/45 von Kutlug Bilge Khagan gegründet. Reisende beschreiben sie zu Beginn des 9. Jahrhunderts als prachtvolle, „große Stadt, reich an Landwirtschaft“. Die Blütezeit Karabalgasuns währte jedoch nicht lange. Um 840 wird sie von den Jenissei-Kirgisen erobert und zerstört, eine weitere Besiedlung ist unwahrscheinlich.

Ziel der Ausgrabungen sind Erkenntnisse zur Stadtplanung und -entwicklung sowie zur Stadtgliederung. Untersucht wird auch die Bedeutung von Karabalgasun als politischer, wirtschaftlicher und religiöser Zentralort sowie die Bedeutung von Zentralorten für die Gliederung und Organisation nomadischer Herrschafts- und Lebensräume. Die Transformation eines Nomadenvolkes zu einem Stadtvolk mit dominant agrarischer Grundlage bildete eine wesentliche Voraussetzung für die Blüte der uighurischen Kultur in den Oasenstädten Ostturkestans, in denen sich Teile der Uighuren nach der Vertreibung aus Karabalgasun niederließen.

Projekt News & Blogbeiträge

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PRESSEMITTEILUNG

Schirmherrschaft bekräftigt, Kooperationsverträge verlängert

13.02.2024 | Zentrale-Präsidialbereich

Die Forschungen der mongolisch-deutschen Karakorum Expedition werden fortgesetzt und stehen weiterhin unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und des mongolischen Staatspräsidenten

Abb. 4 Luftbild von Karabalgasun
Im Bildzentrum die weithin sichtbaren Überreste der Zitadelle, dahinter die sich ausdehnende Stadtanlage mit "Hauptstraße", links im Bild der Orchon. © DAI KAAK // M. Riemer
Abb. 7 Palaststadt
Die Palaststadt von Karabalgasun mit der Zitadelle im Vordergrund. © DAI KAAK // M. Riemer
Abb. 12 HB2 Zitadelle – Säulenhalle
Großer Raum in Südostecke der Zitadelle mit einer Reihe von Säulenbasen umgeben von bläulich-grauem Estrich (ehemaliges Laufniveau) und erhaltenen Mauer- sowie Wandverputzresten an der Ostwand, rechts die Mauer zum angrenzenden kleineren Raum im Westen. © DAI KAAK // Anonym
Abb. 18 HB2 Zitadelle Hof - Dämonenmaske
Tonmaske, vermutlich mit Wächterfunktion, aus den Versturzschichten des Gebäudes auf der Zitadelle. © DAI KAAK // H. Wittersheim
Abb. 19 HB2 Zitadelle Säulenhalle – Pfeilspitze
Fund aus der Säulenhalle in der Südostecke der Zitadelle. © DAI KAAK // Anonym
Abb. 21 HB2 Zitadelle – Hof
Im oberen Bildbereich das Podest des sog. Westsaales mit lotusverzierten Säulenbasen und graublauem Estrich, darunter der Tiefschnitt, in dem sich 2016 erstmals der oberste Steinring des Brunnenschachtes zeigte. © DAI KAAK // M. Riemer
Abb. 24 HB2 Zitadelle – Brunnen
Steinschacht mit Holzsubstruktion des ursprünglich 12 Meter tiefen Brunnens. © DAI KAAK // H. Rohland
Abb. 25 Bronzeglocke
Die Bronzeglocke wurde 2018 aus dem Brunnen im Zentrum der Zitadelle geborgen, chinesische Segensinschrift: „8-faches Glück und 6-fache Tugenden mögen die 10 Himmel erreichen“. © DAI KAAK // M. Riemer
Abb. 34 HB4 – Grabung im südlichen Bereich Karabalgasuns
Auf dem Laserscan zeigen sich halbkreisförmig angeordnete runde Erhebungen, von denen zwei näher untersucht wurden. © DAI KAAK // Arctron GmbH
Abb. 36 HB4 – Traufziegel
Derartige Traufziegel in allen bisherigen Grabungsarealen weisen auf eine chinesische Dachgestaltung hin. © DAI KAAK // M. Riemer