Überblick
In enger Zusammenarbeit mit der Mongolischen Akademie der Wissenschaften und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und des mongolischen Staatspräsidenten untersuchen Archäologen des DAI und der Universität Bonn im Rahmen der Mongolisch-Deutschen Karakorum-Expedition seit 1999 ausgewählte Areale der altmongolischen Hauptstadt.
Die Ausgrabungen haben das althergebrachte Bild von Karakorum grundlegend revidiert. So repräsentiert die große, von seinem ersten Ausgräber Sergej Kiselev (1949) als Palast des Ögedei identifizierte Säulenhalle im Südwesten Karakorums nachweislich nicht den Palast, sondern einen großen buddhistischen Tempel des 13. und 14. Jahrhunderts. Der Palast hingegen lag vermutlich innerhalb des Areals des neuzeitlichen Klosters Erdene Zuu.
Nicht nur die Mongolen unter der Herrschaft Dschingis Khans nutzten das Orchon-Tal für ihre Stadtgründung, als Kernland großer Reiche wie der Xiongnu und der Uighuren kann das Tal als die bedeutendste spätnomadische Stadtlandschaft im nördlichen Zentralasien bezeichnet werden.
Hier, am Fuße des Changai-Gebirges, gründete Dschingis Khan 1220 die Stadt Karakorum, die unter seinem Sohn Ögedei Khan (1229-1241) zur blühenden Hauptstadt des Mongolenreiches ausgebaut wurde. Mit einer Fläche von etwa 1,8 km² liegt die mittelalterliche Hauptstadt nördlich des Klosters Erdene Zuu, ein zentralaxiales Straßenkreuz gliedert die Stadt in Nord-Süd/Ost-West Quartiere. Damit ergibt sich ein nahezu rechteckiger Grundriss, der von einem Erd-Lehm Wall umgeben ist.
Nach der Vertreibung des letzten Kaisers der Yuan-Dynastie, die von Kublai Khan begründet worden war, wurde Karakorum wiederholt Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen, bei denen die Stadt zumindest partiell zerstört wurde. Auch wenn für das 15. Jahrhundert Bemühungen überliefert sind, die Stadt wieder aufzubauen, fiel sie im 16. Jahrhundert endgültig wüst. Gegen 1585 wurde sie schließlich mit dem buddhistischen Kloster Erdene Zuu teilweise überbaut.
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