Exzessives Gelage oder familiäre Trauerbewältigung? Kommemorationsrituale an spätantiken Gräbern Nordafrikas
Das spätantike Bestattungswesen steht derzeit mehr denn je im Fokus der internationalen Forschung. Die ungeheuerliche Multiplikation der Forschungsmöglichkeiten durch neue naturwissenschaftliche Analysemethoden hat eine wahre Flut an Projekten und rezentesten, monumentalen Überblickswerken produziert, die unsere Kenntnislage zur Thematik des Umgangs mit dem Tod in dieser Transitionszeit auf ein völlig neues Niveau gehoben hat. Erstaunlich wenig wird dabei ein Themenbereich bedacht, der eigentlich im Zentrum der Debatte stehen müsste – zumindest gemessen an der zentralen Bedeutung, die ihm in den zeitgenössischen Gesellschaften der Long Late Antiquity zukam. Die Rede ist von einem überaus dynamischen rituell-kommemorativen Verhalten am verschlossenen Grab, das ausweislich der literarischen, epigraphischen, archäologischen, zoologischen, botanischen und keramischen Evidenz einen entscheidenden, aber auch höchst umstrittenen Faktor im Alltagsleben der spätantiken Gesellschaften darstellte. Der Vortrag wird sich dieser Thematik vornehmlich aus einer archäologischen Perspektive nähern und insbesondere spektakuläre Gelagevorrichtungen (sog. Funerärmensen) über Gräbern, Residualanalysen aus postdepositionalen Kontexten, aber auch eine Reihe weiterer ritualbezogener Befunde und Bilder vorstellen. Der regionale Fokus dieses globalen Phänomens des ritualisierten Grabgedenkens liegt für diesen Vortrag auf Nordafrika, wo einerseits die dichteste archäologische Überlieferung überhaupt anzutreffen ist, woher aber auch die lauteste zeitgenössische Kritik an diesem komplexen Ritualverhalten zu vernehmen ist.
Bei Interesse bitten wir Sie, sich vorab per E-Mail hier anzumelden: veranstaltung.zentrale@dainst.de
Der Vortrag wird parallel auch online über den folgenden Link übertragen:
https://dainst-org.zoom.us/meeting/register/tJ0vdeGrrzkjG9KA2x_1Ai7lbvbJH5ePjiaI