Grabungsteam Selinunt findet besonderes Architekturteil aus Marmor

FORSCHUNG

In Selinunt gefundener Löwenkopfsima (Frontansicht) © DAI/RUB // M. Klaus, L. Schiebel

29.08.2023 | Abteilung Rom

Equipe der RUB entdeckte in der aktuell laufenden Kampage in Kooperation mit der Abteilung Rom des DAI eine möglicherweise zum Tempel E gehörende Löwenkopfsima, d. h. das Teil eines marmornen Daches, aus dem 5. Jhd. v. Chr.

Während der laufenden Kampagne der in Kooperation mit der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts stattfindenden Grabung entdeckte die Equipe der Ruhr-Uni Bochum am 17.08.2023 eine möglicherweise zum Tempel E gehörende Löwenkopfsima, d. h. das Teil eines marmornen Daches, aus dem fünften Jahrhundert v. Chr.

Der aufsehenerregende Fund wurde vom Grabungsleiter, Prof. Dr. Jon Albers, gemeinsam mit dem Leiter des archäologischen Parks von Selinunt, Dr. Felice Crescente, und dem ersten Direktor des DAI Rom, Prof. Dr. Ortwin Dally, am Samstag, 26.08.2023 der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist seit Jahren der erste Neufund einer solchen Sima. Besonders bedeutsam ist das Material: Aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. sind aus Sizilien und Unteritalien insgesamt nur neun Dächer aus Marmor bekannt, da dieser Stein importiert werden musste. Von Interesse ist auch, dass es sich um ein unfertiges Stück handelt, das nicht nur Aufschluss über die Architektur Selinunts, sondern auch über die Werkmethoden der antiken Steinmetze verspricht.

Die Arbeiten im Osthafen der antiken Stadt im Südwesten Siziliens laufen seit 2019. Das Grabungsteam konnte bisher unter anderem eine Schiffsrampe, die Reste einer Wasserleitung und Kaianlagen freilegen. Diese Forschungen sind Teil des Selinunt-Projekts, das die Abteilung Rom seit 1971 in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden pflegt. In diesem Jahr waren die Kampagnen besonders erfolgreich: Auch dem Teilprojekt »Ein neues Modell für die Stadt Selinunt« gelang ein ungewöhnlicher Fund. Dr. Melanie Jonasch und ihr Team deckten ein Haus auf, das 409 v. Chr. beim karthagischen Überfall auf die Stadt komplett zerstört worden war. So hat sich die Ausstattung des Hauses fast vollständig erhalten und bietet wichtige Einblicke in das Alltagsleben vor mehr als 2.400 Jahren.

 

In Selinunt gefundener Löwenkopfsima (Frontansicht) DAI/RUB // M. Klaus, L. Schiebel
In Selinunt gefundener Löwenkopfsima (Profilansicht)
DAI/RUB // M. Klaus, L. Schiebel

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