Ergebnisse
Neue Datierungen aus Pernil Alto
Im Nachgang zu den Ausgrabungen an dem Fundort Pernil Alto im Jahr 2005 hatten die 2006 erfolgten Radiokohlenstoffdatierungen ein wichtiges Ergebnis erbracht. In den untersten Schichten des Fundplatzes, also unterhalb der Lehmarchitektur aus der Initialzeit (1500-800 v. Chr.), waren Gruben, einige Pfosten und drei Gräber gefunden worden. Die Bestattungen waren zum Teil in Schilfmatten gehüllt und wiesen Beigaben aus Stein, Muschel, Horn und Textilien auf, jedoch keine Keramikgefäße. Die Radiokohlenstoffanalysen ergaben Datierungen zwischen 3800 und 3000 v. Chr. und datieren die Befunde somit in das Mittlere Archaikum (Abb. Pernil Alto, Grab Archaikum).
Ausgrabungen in Parasmarca
Die Siedlungsreste von Parasmarca erstrecken sich auf dem rechten Talhang des Rio Grande-Tales über eine Fläche von annähernd einem Quadratkilometer, insbesondere im Bereich des großen Schwemmfächers eines Trockentales. Besonders auffallend war ein in Mauersockeln gut erhaltener, etwa 100 m x 100 m großer Gebäudekomplex am unteren Talhang. Auf mehreren Terrassen sind rechteckig ummauerte Höfe, kleinere Raumeinheiten sowie Grabanlagen angeordnet. Letztere sind stark geplündert, ebenso wie das weiter östlich liegende Gräberfeld. Der übrige Bereich des Fundortes zeichnet sich durch unregelmäßig angelegte Siedlungsterrassen aus, auf denen zum Teil noch einzelne Mauerzüge aus Bruchsteinen erhalten sind. Direkt angrenzend an die Siedlungsreste befinden sich zwei trapezförmige Geoglyphen.
Die Oberflächenbegehungen ergaben, dass nur der regelmäßig angelegte Gebäudekomplex im unteren Bereich des Fundortes der Späten Nasca-Zeit zuzuordnen war. Die Grabanlagen waren nach der Auflassung der Gebäude in der nachfolgenden Zeit des Mittleren Horizontes eingetieft worden. Die umliegenden Terrassen wiesen mehrheitlich Keramikfunde aus früheren Epochen auf, nämlich aus der Mittleren Nasca-Zeit (250-450 n. Chr.), der Initial-Nasca-Zeit (200 v. Chr.-50 n. Chr.), der Paracas-Zeit (800-200 v. Chr.) und der Initial-Zeit (1500-800 v. Chr.). Somit erwies sich Parasmarca als einer der wenigen Fundorte im Nasca-Gebiet, der eine Siedlungskontinuität über alle bisher bekannten Epochen aufweist, mit einer Ausnahme, der frühen Nasca-Zeit (50-250 n. Chr.).
Der Fundort wurde mit hoher Detailgenauigkeit topographisch vermessen (Abb. Parasmarca, Topographischer Plan mit Grabungsflächen). Die Grabungsschnitte wurden so angelegt, dass zum einen die genaue zeitliche Einordnung der Architektur möglich wurde, zum anderen aber auch umfangreiches Keramikmaterial der späten Nasca-Zeit gesichert werden konnte. Darüber hinaus sollten auch stratigraphische Befunde erfasst werden, die den Übergang von der vorausgehenden Mittleren Nasca-Zeit sowie zu der nachfolgenden Zeit des Mittleren Horizontes erkennen ließen. Schließlich sollten auch die auffälligen intrusiven Grabanlagen beschrieben werden.
In einer 10 x 20 m großen Grabungsfläche (Abb. Parasmarca, Grabung) wurde die Bauweise mehrerer Einheiten des Gebäudekomplexes sowie dessen eindeutige Vergesellschaftung mit Keramik der späten Nasca-Zeit dokumentiert. Während in diesem Gebäudebereich nur wenige Keramikfunde gemacht wurden, ließen sich in einem weiteren Schnitt reichhaltige Keramikfunde der Späten Nasca-Zeit dokumentieren, die außerdem einen älteren Baubefund der Mittleren Nasca-Zeit überlagerten (Abb. Parasmarca, Scherben Späte Nasca-Zeit). Die intrusiven Grabanlagen des Mittleren Horizontes waren sehr gleichförmig angelegt: innerhalb eines quadratischen Mauereinschlusses befand sich ein Grabschacht, der bis zu einer etwa 2 m tief liegenden Grabkammer reichte. Die gut erkennbaren Gräber waren systematisch geplündert worden. In zwei Fällen hatten die Grabräuber jedoch die Grabkammer verfehlt. In beiden Gräbern wurden Keramikinventare des Mittleren Horizontes (Loro-Stil) geborgen.
Aus allen Grabungskontexten wurden Proben für die Radiokohlenstoffdatierung entnommen, die es erlaubten, die späte Nasca-Zeit absolutchronologisch einzuordnen.
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