Monitoring Bisotun

Das Monument von Bisotun, im Jahr 1975 © DAI Teheran // Wolfram Kleiss

Forschung

Forschungsgeschichte

Das Felsenrelief von Bisotun aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. liegt an der uralten Handelsroute zwischen dem iranischen Hochplateau und Mesopotamien, nahe dem heutigen Kermanshah in West-Iran. Das Monument ist sowohl als komplexes mythologisches Naturdenkmal wie auch als narratives Kunst- und Landschaftsdenkmal zu begreifen. Die fast 200 Hektar große Stätte von Bisotun weist auch Überreste aus prähistorischer Zeit bis zur Mederzeit (8. bis 7. Jahrhundert v. Chr.) sowie aus der Achämenidenzeit (6. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) und Post-Achämenidenzeit auf. Ab 521 v. Chr. brachte Darius I. sein Denkmal hier an. Mitte des 19. Jh. wurde die altpersische Version der Felsinschrift durch Lt. Henry Creswick Rawlinson (1847) entziffert, was einen Meilenstein für die gesamte Orientalistik bedeutete: Auf dieser Grundlage konnte letztendlich die sumerisch-akkadische Keilschrift endgültig entziffert, und somit die primären Quellen der frühen Kulturen Mesopotamiens – Elam und Persiens erschlossen werden. Das DAI führte in den 1960er Jahren grundlegende Untersuchungen am Monument und Landschaft durch, die leider aufgrund verschiedener Umstände unterbrochen werden mussten.

Seit 2006 ist das Denkmal von Darius I. als gesamtheitlicher Komplex „Bisotun“ als UNESCO Weltkulturerbe eingetragen. Seitdem haben die Iranischen Behörden vor allem touristische Infrastrukturen geschaffen und das Bisotun World Cultural Heritage Center eingerichtet, mit Unterkünften und Arbeitsgelegenheiten für Mitarbeiter und Forscher. 35 Jahre nach dem Ende der Forschungen des DAI wurde 2008 wieder eine internationale Forschungsgruppe am Monument aktiv, um erstmals nach Rawlingson eine vollumfängliche Neu-Edition aller vier Sprachversionen zu schaffen sowie die bildlichen Darstellungen systematisch zu dokumentieren (B. Jacobs, J. Hackl, J. Tavernier, W. Henkelman). Die synoptische Edition liegt weitgehend vor und soll noch 2019 gedruckt werden (W. Henkelman et al., eds., The Bīsotūn Monument of Darius I, King of Pārsa, vol. 1: Texts, Translations and Critical Notes (Achaemenid History 17), Leiden, forthcoming 2019).
Hierbei wurden unter anderem fotogrammetrische Aufnahmen und 3D Scans durchgeführt, auf deren Basis sich erstmalig ganze Text-Passagen aber auch schon in antiker Zeit am Relief erfolgte Umarbeitungen, Reparaturen etc. erfassen ließen. Die Aufnahmen dokumentieren außerdem erstmals in vollem Umfang Schäden am Monument durch moderne Einflüsse, vor allem Luftverschmutzungen und Veränderungen im Mikroklima der direkten Umgebung, die insbesondere seit den 1970er Jahren deutlich zugenommen haben. Teile der Inschriften werden vor allem in den Wintermonaten und im Frühjahr durch Überspülen mit Schmelzwasser und durch zyklische Vereisungen Jahr um Jahr sukzessive und irreparabel zerstört. Die Reliefoberfläche und die Inschriften zeigen starke Verkrustungen, die unter ungünstigen Umständen zu einer Schädigung und zu Verlusten führen. Frühere Notfallmaßnahmen zur Regulierung des Wasserhaushaltes sind nur noch zum Teil wirksam und sollen in eine nachhaltige Lösung für den Erhalt der Inschriften überführt werden. Sowohl das Felsenrelief als auch die dramatisch erodierte geologische Formation des Felsens an sich, zeigen aufgrund ihrer natürlichen Exposition sehr komplexe Schädigungen. Ältere Maßnahmen, um abgängige Felsbereiche neu zu verankern, zeigen Degradationserscheinungen und müssen überprüft werden. Ohne tiefgreifende präventive und konservatorische Maßnahmen sind das Relief, das umliegende Gelände und die Besucher in großer Gefahr.

Nahaufsicht, Schäden an Inschrift © DAI Teheran // Wouter Henkelman
Karstfelsen: Wasserausläufe am Relief von Bisotun © DAI Teheran // Jörg Breitenfeld
Bisotun, oberer Reliefbereich © DAI Teheran // Wouter Henkelman
Detailaufnahme, Figur Bisotun © DAI Teheran // Wouter Henkelman
Einwirkungen am Relieffelsen © DAI Tehern // Wouter Henkelman
Detail, Einwirkungen auf Keilschrift © DAI Teheran // Wouter Henkelman