Pre-Contact Resource Management on Rapa Nui (Easter Island, Chile)

© DAI // Annette Kühlem

Forschung

Die Arbeiten der Forschungen gehen in zwei Richtungen: Zum Einen liefern sie mit einer Dokumentation und Prospektion ausgewählter Monumente und Fundplätze unter Verwendung neuester Techniken einen Beitrag zu deren Sicherung und Erhalt. Zum Anderen gilt das Interesse – eingedenk der von jeher begrenzten Biodiversität und anderer natürlicher Ressourcen auf der Osterinsel – der Frage nach dem Zugang zu und dem Umgang mit den Ressourcen Wasser und Boden durch die Rapanui. Exemplarische Feldforschungen werden an den Fundplätzen Tepe'u und Ava Ranga Uka A Toroke Hau durchgeführt, die schon aufgrund ihrer Lage an der nordwestlichen Steilküste bzw. im Inselinneren durch sehr unterschiedliche naturräumliche Rahmenbedingungen gekennzeichnet sind.

Als erste Europäer betraten holländische Seeleute am 5. April 1722 die Insel, die nach dem Tag dieses Besuches als Osterinsel bezeichnet wurde. Anfangs nur zögerlich wurde die Insel im 18. Jahrhundert von weiteren Südseefahrern besucht, so z. B. 1774 von James Cook, mit dem gleichsam die wissenschaftliche Erforschung der Insel begann, oder 1786 vom Comte La Pérouse. Im 19. Jahrhundert liefen zahlreiche amerikanische Walfänger die Insel an, um sich vor allem mit Trinkwasser zu versorgen. Die britische Archäologin Katherine Routledge leitete 1914/15 erste wissenschaftliche Ausgrabungen auf der Osterinsel. 1934 befasste sich eine französisch-belgische Forschergruppe unter Henri Lavachery und Alfred Métraux ebenfalls mit der archäologischen und ethnographischen Erforschung der Insel. Gleichermaßen wichtig waren die Arbeiten des Inselpriesters Sebastian Englert, einem bayrischen Kapuzinermönch, der von 1935 bis 1969 gewissenhaft Beobachtungen zur Archäologie, Ethnographie und Sprache der Rapanui sammelte. Doch erst die norwegischen Ausgrabungen von 1955/56 unter der Leitung Thor Heyerdahls und deren populärwissenschaftliche Aufbereitung setzten die Rapanui-Kultur endgültig auf die archäologische Weltkarte. Bald drängten sich zahllose Expeditionen aus Chile, den USA, Europa und Japan, die sich – wenn auch nicht ausschließlich, so doch bevorzugt – mit den steinernen Riesen aus weichem Tuffstein beschäftigten. Nach und nach wurden etwa fünfzehn Ritualplattformen rekonstruiert und die dazugehörigen Moai wieder aufgestellt, wobei in vielen Fällen eine Dokumentation der Maßnahmen nicht existiert oder nicht mehr zugänglich ist.

Mittlerweile ist fast die gesamte Insel systematisch prospektiert und der Denkmalbestand erfasst. Die beiden von der deutschen Expedition nun genauer untersuchten Fundplätze Tepe'u und Ava Ranga Uka A Toroke Hau sind schon seit längerem bekannt, wobei lediglich Tepe'u bereits von der norwegischen Expedition durch kleinere Suchschnitte untersucht wurde.