Phönizier in Nordwestafrika

Blick auf die Straße von Gibraltar mit den Säulen des Herkules. Im Vordergrund die punisch-römische Nekropole von Marshan (Tanger). © DAI Madrid // Dirk Blaschta

Ergebnisse

Auf Grundlage dieser Arbeit ist es einerseits möglich gezielte Forschungsprojekte in Marokko durchzuführen. Andererseits entstanden im Laufe der Zeit und mit den ersten Analysen neue Sujets wie etwa die Frage nach der Verwertbarkeit moderner Daten für antike Strukturen. In Zusammenarbeit mit der CAU Kiel konnten erste Paläoklimarekonstruktionen für das Gebiet von Marokko umgesetzt werden. Hierbei zeigte sich, dass sich die klimatischen Verhältnisse im 1. Jt. v. Chr. im Vergleich zu den heutigen Bedingungen kaum verändert haben und es im Umgang mit phönizischem Datenmaterial wissenschaftlich vertretbar ist, moderne Klimadaten zu verwenden. In Zusammenarbeit mit der FU-Berlin werden Erosionsmodellierungen erarbeitet. Hierbei war, auch im Vergleich zu den phönizischen Fundstellen der Iberischen Halbinsel, recht schnell klar geworden, dass sich die Küstenlandschaft Marokkos seit dem 1. Jt. v. Chr. stark verändert hat. Phönizische Fundorte, die sich einst in der Nähe der Küstenlinie befunden haben, liegen heute zum Teil viele Kilometer im Landesinneren. Am Beispiel des phönizisch-indigenen Gräberfeldes von Ain Dalhia Kebira (heute ca. 12,5 km landeinwärts) ließ sich durch unsere landschaftsarchäologisch ausgerichtete Forschung aufzeigen, dass die Toten sowohl zur Siedlung als auch zum Meer ausgerichtet waren. Mit der Auswertung der bisherigen Daten gewinnt man sogar den Eindruck, dass adulte Personen vorzugsweise mit einer Blickrichtung zur Siedlung und Kinder mit einer Blickrichtung zur Küste bestattet wurden. Auch die Auswertung von Satellitenbildern der Meeresoberflächen können wertvolle Hinweise zur Standortauswahl phönizisch-punischer Niederlassungen liefern. Kartierungen des sogenannten upwelling-Phänomens zeigen, dass Gebiete mit reichen Fischvorkommen bei der Standortauswahl eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.

Basemaps als Open Source

Im Zuge der Kartierungen archäologischer Fundstellen wurden mit der Software QGIS Hintergrundkarten erstellt, die sukzessive der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können. Als erstes Kartenprojekt hat sich aus unserer Arbeit an den phönizischen Fundstellen eine Basemap für den gesamten Mittelmeerraum und für den nördlichen Bereich des afrikanischen Kontinents entwickelt. Diese Karte basiert sowohl für die Landmassen als auch für die Meeresbereiche auf Rohdaten der Plattform GEBCO (https://www.gebco.net/). Als Maskenlayer zum Beschneiden der Rohdaten wurden Vektordaten von Natural Earth (https://www.naturalearthdata.com/) genutzt. Die Rohdaten beider Quellen wurden im Rahmen unseres Projektes modifiziert. Die erstellte Hintergrundkarte für den Mittelmeerraum und Nordafrika ist nun im iDAI.geoserver integriert und kann als Basemap für die Kartierung archäologischer Fundstellen dienen. Ebenso steht diese Karte als WMS-Service für Arbeiten mit der Software QGIS zur Verfügung. Dies ermöglicht ein flexibleres Arbeiten. Die Erstellung der Karte entstand in Zusammenarbeit mit der IT-Zentrale in Berlin (B. Ducke) und der Fa. CSGIS (Toni Schönbuchner).