Überblick
1924 beschreibt D. Newbold erstmals eine bei seinen Reisen in die libysche Wüste aufgefundene sehr charakteristische Beilform und bezeichnet die von einer breiten Schäftungsrille und einem sich daran anschließenden knauf- oder pilzförmigen Nacken geprägten Steinbeile als „necked axes“ oder, nach ihrem Verbreitungsgebiet, „Libyan axes“. Ähnliche Beilformen werden bald auch aus anderen Fundorten der zentralen Sahara und Westafrika bekannt, hier unter dem Namen „hache à gorge“. In der südlichen Libyschen Wüste werden derartige Beile als Beile vom Typ Darfur oder Darfurbeile bezeichnet und sind auf Fundplätzen des 4. und 3. Jt. v. Chr. belegt. Im Wadi Howar, Sudan, sind Darfurbeile vielfach mit dem Keramiktyp „Leiterband“ verknüpft. Aber bereits etwa 400 km nördlich in der Laqiya-Region ist dies schon nicht mehr der Fall: Hier sind zwar Beile vom Typ Darfur beschrieben, aber in Verbindung mit ganz anderen Keramikmustern. Derartige Beile sind auch aus weiter westlich gelegenen Gebieten bekannt, unter anderem aus Tschad, Niger und Mali, und auch hier jeweils mit unterschiedlichen kulturellen Entitäten verknüpft. Eine generelle Zuordnung in das 5. bis 3. Jt. BC zeichnet sich ab. Dies ist die Zeit pastoraler Gruppen mit einem besonderen Fokus auf Rinderpastoralismus. Die früh notierte weite Verbreitung derartiger Beile von Westafrika bis zum Niltal, hat dazu geführt, dass diese rasch Gegenstand unterschiedlichster Theorien zu Kulturverbindungen zwischen West und Ost, aber auch Nord und Süd wurden. Eine umfassende Untersuchung dieses markanten Beiltyps fand allerdings noch nicht statt. Dies soll nun im Rahmen des Projekts geleistet werden.
Zunächst soll ein Katalog der bislang bekannten Beile erstellt werden. Hierzu werden, teils durch Literaturrecherche, teils durch eigenständige Materialaufnahme (z.B. in der Forschungsstelle Afrika, Köln; im Nationalmuseum Khartum und im Musée de l’Homme, Paris), die bislang bekannten Beile vom Typ Darfur erfasst und beschrieben (z.B. Form, Größe, Rohmaterial, Herstellungs- und Gebrauchspuren). An ausgewählten Stücken sind umfassendere mineralogische Untersuchungen geplant. Auf dieser Basis wird eine Typologie der Beile erarbeitet. Abschließend soll anhand der gewonnenen Erkenntnisse auch die Funktion dieser speziellen Beilform diskutiert werden: Handelt es sich um Gegenstände des täglichen Gebrauchs oder eher um solche mit symbolischem oder kultischem Wert? Angesichts der weiten Verbreitung des Beiltyps quer durch die Sahara liegen auch weitere Fragen nahe: Wurden die Stücke lokal hergestellt oder verhandelt bzw. getauscht? Welche Netzwerke (auch zwischen den verschiedenen kulturellen Entitäten) lassen sich möglicherweise erkennen? Die Ergebnisse sollen unter anderem in Form einer Datenbank über das African Archaeology Archive Cologne (AAArC) online zugänglich gemacht werden.
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