Yemeni Museums at Risk: Sicherung und Archivierung von Museumsobjekten im Jemen

Das Nationalmuseum in Sanaa © GOAM / DAI, Außenstelle Sanaa // Mohaned al Sayani

Ergebnisse

Kulturgüterschutz im Nationalmuseum Sanaa

Ziel des Projektes Yemeni Museums at Risk ist es zum einen, die katastrophalen Lagerbedingungen in den Magazinen des Nationalmuseum von Sanaa, die zur Beschädigung und im schlimmsten Fall Zerstörung von Museumsobjekten führten, zu beheben. Zum anderen sollte ein Archivierungssystem etabliert werden, das ein internationalen Standards entsprechendes Monitoring der Sammlung garantiert und bei Diebstahl oder Plünderung eine Verfolgung der Objekte auf dem internationalen Antikenmarkt ermöglicht. Durch die Inventarisierung der Bestände und Digitalisierung der Objektdaten einschließlich der Fotodokumentation wird die Chance auf eine Wiederbeschaffung erhöht, da nur mit entsprechendem Bild- und Datenmaterial der Kunstmarkt effektiv z. B. durch Interpol, das Bundeskriminalamt oder Institutionen überwacht werden kann. Mittel- bis langfristig ermöglicht das Projekt aber auch die Nutzung der Sammlung für Forschungszwecke einschließlich der wissenschaftlichen Bearbeitung einzelner Objektgattungen. Ein weiteres Ziel ist es, ausgewählte jemenitische Projektmitarbeiter*innen im Rahmen von Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen in Berlin und Amman zu schulen, damit sie das Wissen an ihre Kollegen*innen vor Ort weitervermitteln können.

Die Bestände des Nationalmuseums von Sanaa wurden 2015 nach den ersten Luftangriffen, die auch zu Beschädigungen am Gebäude einschließlich seiner Türen und Fenstern führten, von den Mitarbeitenden der Antikenbehörde provisorisch umgelagert und an sicheren Orten im Museumsgelände magaziniert. Da man ursprünglich nur kurze Kampfhandlungen erwartete, wurden allerdings keine Maßnahmen für eine langfristige und nach restauratorischen Maßstäben gerechte Lagerung getroffen. Hinzu kam, dass entsprechenendes Equipment aufgrund der bereits damals sehr schlechten finanziellen Situation der Behörde nicht zur Verfügung stand. So konnten etwa Kisten für eine optimale Lagerung nicht angeschafft werden, das provisorische Verpackungsmaterial ist heute durch Ungeziefer, Luftfeuchtigkeit, UV-Strahlung u. ä. beschädigt, und die Objekte selbst sind durch diese Lagerbedingungen angegriffen. Wie in anderen Museen fehlten auch im Nationalmuseum gerade für die neue Archivierung entsprechende Inventarlisten und das Equipment für eine sachgerechte Dokumentation der Objekte. 

Erste Maßnahmen waren die Reparatur des Schließsystems und Renovierungsmaßnahmen an den Fenster und Türen sowie die Ertüchtigung  des Stromnetzes für die Beleuchtung der Magazine. Hierfür wurde ein Solarsystem installiert und entsprechende Lampen montiert.  Anschließend erfolgte eine Bestandsaufnahme der Sammlungen: Etwa ein Viertel der insgesamt 140.000 Objekte wurden entsprechend archiviert und digital dokumentiert. Zudem erfolgte eine Schadensdokumentation sowie erste dringend notwendige Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen an den Objekten. Durch die Bereitstellung von Magazinierungsmaterialien wie Kisten und Verpackungsmaterial etc. konnte eine sachgerechte Lagerung der Objekte vorgenommen werden. Begleitet wurden die Arbeiten, die während der Covid 19-Pandemie ruhen mussten, durch die Mitarbeitenden des DAI in digitalen Treffen. Die im Jahr 2019 in Berlin begonnenen Fortbildungskurse für die jemenitischen Mitarbeitenden werden 2023 in Amman fortgesetzt.