Tell Saq Archaeological Project: AlUla in the Bronze Age

Tell Saq from the South © DAI Orient-Abteilung // A. Suqur

Forschung

Methodik

Das Projekt erforscht den Fundort und die ihn umgebende Landschaft mit einem multidisziplinären Ansatz, der sich an den Prinzipien der Interkulturalität orientiert und dem Dialog und Respekt vor den Standards guter wissenschaftlicher Praxis folgt. Die Daten werden nach den DAI-Richtlinien für das Forschungsdatenmanagement archiviert.

In drei Ausgrabungsschnitten zielen chronostratigrafische Ausgrabungen unter Anwendung digitaler Dokumentationsmethoden, die in die iDAI.world eingebettet sind, darauf ab, die Siedlungsgeschichte und Raumnutzung des Fundorts zu rekonstruieren. Systematische Oberflächenbegehungen auf dem Tell liefern dabei wertvolle Informationen zu postdepositionalen Prozessen.

Um eine bessere kontextuelle Vergleichbarkeit zu gewährleisten, kommen in der Grabung mikroarchäologische Ansätze zur Anwendung. Strategisches Sampling signifikanter Ablagerungen (Sedimente, Phytolithen, organische Reste für Radiokarbondatierungen, makrobotanische und archäozoologische Untersuchungen sowie Proben für archäometrische Materialanalysen) zielt darauf ab, die Lebensweise, Wirtschaftsform und Technologiegeschichte zu rekonstruieren. Die Beprobungen tragen zum Verständnis von Formationsprozessen und der antiken Umweltverhältnisse bei, die ihrerseits mit geoarchäologschen und hydrologischen Methoden untersucht werden.

Die statistische Erfassung von Fundobjekten ermöglicht eine feingliedrige Analyse unterschiedlicher Fundkontexte sowie taphonomischer Prozesse, die auf den Befund einwirken.

Bedeutsam ist die Nutzung unterschiedlicher Steinsorten für Geräte bzw. als Baumaterial. Die lokale geologische Einbettung des Tell Saq lässt dabei die Verwendung spezifischer Rohstoffe wie die kambro-ordovizische klastische Abfolge sowie känozoisches Basaltgestein vermuten. Es ist wahrscheinlich, dass die Gesteine aus den nahe gelegenen Felshängen gewonnen wurden, was noch durch Analysen zu bestätigen ist. Erste chemisch-physikalische Analysen der Keramik deuten auf eine heterogene Zusammensetzung der verwendeten Ausgangsstoffe. Dabei gibt es erste Hinweise auf das Vorhandensein nicht-lokal gefertigter Gefäße.

Von den Lehmziegeln wurden Proben für künftige mikromorphologische und geochemische Analysen genommen. Damit soll Aufschluss über Bautechniken, Lehmziegelrezepte und Tonquellen erreicht werden. 

Forschungsgeschichte

Der Tell wurde im Rahmen des “Identification and Documentation of the Immovable Heritage Assets of AlUla programme” (IDIHA) der RCU dokumentiert. Erstmals untersucht wurde Tell Saq im Rahmen des Oasis Sampling Projekts 2019. Zuvor wurde der Ort als Ruinenstätte von Abdullah Nasif (1988) identifiziert. Das Toponym leitet sich vom Namen des modernen Bezirks "Saq" westlich des Fundorts ab, während der Hügel von der lokalen Bevölkerung auch "Tell Qaws" oder “Thmn” genannt wird. Das neue Forschungsprojekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt (2023 - 2025).

Durch seine zentrale Lage im Wadi von AlUla, das seinerseits zentraler Bestandteil des arabischen Handels- und Kommunikationsnetzwerks war, ist der Fundort Tell Saq prädestiniert für die Untersuchung des Zusammenwirkens lokaler und überregionaler historischer und kultureller Phänomene.

Oberflächenbegehungen und zwei Sondagen des Oasis Sampling Projekts von DAI und RCU (2019) identifizierten Keramik sowie 14C-datierte Ablagerungen, die den Zeitraum von der Frühen Bronzezeit bis zur frühen bis mittleren Eisenzeit abdecken, darunter die aus Tayma bekannten Red Burnished Ware, Qurayyah Painted Ware und lokale Formen bemalter eisenzeitlicher Keramik. Das hohe Aufkommen von Steingeräten zeigt die Bedeutung des Orts im Zusammenhang mit der Nahrungsmittelverarbeitung. Die Analyse archäobotanischer Proben weist einerseits auf die typische Oasenvegetation, andererseits auf den Anbau von Getreide im 3. Jt. v. Chr., mithin auf eine Bedeutung des Ortes, die in der Oasenwirtschaft ihren Platz hat. Die Größe des Tells mit max. 1,5 – 2 ha lässt auf eine überschaubare Besiedlung schließen. Neben seiner wirtschaftlichen Funktion gilt es die historische Rolle von Tell Saq an einer doch strategisch signifikanten Position innerhalb der komplexen Topographie Oase mit den nun unternommenen Forschungen künftig besser zu verstehen.

Schon jetzt lässt sich sagen, dass sowohl die kleinen Siedlungen auf der westlichen Seite des Wadis als auch die Ortslage der späteren Stadt (und Hauptorts) von AlUla, Dadan materielle Überreste aufweisen, die in die Bronzezeit (ca. 3. -2. Jt. v. Chr.) datieren. Die bisher ersichtliche Verknüpfung mit der materiellen Kultur anderer Oasen Nordwestarabiens weist darauf hin, dass auch die Oase von AlUla bereits in der Bronzezeit jene lokale und überregionale Bedeutung gehabt haben dürfte, die ihr üblicherweise erst für das erste Jahrtausend v. Chr. zugewiesen wird.

Tell Saq from the South © DAI Orient-Abteilung // A. Suqur
Wadi AlUla with Tell Saq within the palm grove © DAI Orient-Abteilung // J. Schönicke
View of Wadi Saq © DAI Orient-Abteilung // A. Zur
TS23_Current
View on Tell Saq in its current state © DAI Orient-Abteilung // A. Hausleiter