Tarsos in Kilikien – Geschichte, Repräsentation und städtische Identität einer antiken Metropolis

Ziel des Habilitationsprojekts ist die Vorlage der ersten Monographie zur Stadtgeschichte von Tarsos in der Antike. 

© Sophia Bönisch-Meyer // Sophia Bönisch-Meyer

DAI Standort  Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik

Laufzeit  bis 2024

Laufzeit  bis 2024

Partner  Universität Stuttgart, Historisches Institut

Projekt-ID  5678

Überblick

Tarsos in Kilikien – heute vor allem bekannt als Geburtsstadt des Apostels Paulus – war von der persischen Eroberung bis in die Spätantike eines der wichtigsten administrativen, politischen und kulturellen Zentren Kleinasiens: Residenzstadt des persischen Satrapen und des römischen Statthalters, Hauptstadt der römischen Provinz Cilicia, Sitz des kilikischen Koinon und Bischofssitz. Mit ihren vielfältigen Kulten und Agonen war die Stadt sakraler und kultureller Mittelpunkt Ostkilikiens und ein kosmopolitisches Bildungszentrum, das in einem Zuge mit Athen und Alexandria genannt wurde. Die Entwicklung der Stadt profitierte von Beginn an von einer Kombination exzeptionell günstiger naturräumlicher und verkehrsgeographischer Bedingungen: die Lage im „Ebenen Kilikien“, einem der wichtigsten Ackerbaugebiete am Mittelmeer, die Anbindung ans Mittelmeer durch den Kydnos mit einem geschützten Hafenbecken und die Kontrolle des Südausgangs der Kilikischen Pforte mit einer der wichtigsten Heeresstraßen und Handelsrouten von Zentralanatolien über den Taurus nach Antiocheia in Syrien. Tarsos war aber nicht die einzige Stadt in Ostkilikien, die über vergleichbar günstige Bedingungen verfügte; vielmehr stand sie in ständiger Konkurrenz mit anderen ostkilikischen Städten. Sie besaß ihr vergleichsweise großes Territorium und ihren Anspruch auf Vorrangstellung auch nicht unangefochten, wie die Folgen politischer Umbruchphasen (beispielsweise der Bürgerkrieg nach Commodus’ Tod) zeigen. Auch wenn topographische Faktoren die Entwicklung von Tarsos zweifellos maßgeblich begünstigten, sind sie daher nicht als monokausal anzusehen für den langfristigen Erfolg der Stadt, ihre Stellung als bedeutendste Stadt Ostkilikiens zu behaupten. Das Projekt ist der Untersuchung dieses Phänomens und der ihm zugrundeliegenden Bedingungen gewidmet: Die umfassende Stadtgeschichte zeichnet ihre Entwicklung unter wechselnden Fremdherrschaften von der achämenidischen Zeit bis in die Spätantike nach; ein besonderer Fokus richtet sich auf Entstehung und Ausformung lokaler städtischer Identität(en) im Spannungsfeld mit Kulturkontakten aus Syrien, Zentralanatolien und Griechenland sowie den medialen Strategien und Kommunikationsmechanismen städtischer Selbstdarstellung und deren Rezeption.