Überblick
Zentrales Untersuchungsgebiet des Projektes ist die Ebene von Chora und die sie rahmenden Gebirgsketten, also das direkte Umland des Heraion und der antiken Stadt Samos.
Ziel ist es mittels sedimentologischer, geophysikalischer sowie paläoklimatologischer Untersuchungsmethoden die Umweltbedingungen über die letzten 5000 Jahre zu rekonstruieren. Dabei fragt das Projekt nach der zeitlichen Dimension des Landschaftswandels, der grundsätzlichen Bodenfruchtbarkeit und der Eignung für bestimmte Anbauformen und Früchte, den Konsequenzen von Klima- und Umweltveränderungen auf den Ertrag, dem Umfang menschlicher Einflussnahme auf diese Prozesse sowie der Rekonstruktion der tatsächlichen Flächennutzung. Mittelfristig soll damit die Grundlage für ein Modell zur Ermittlung der Bevölkerungsgröße geschaffen werden, die Samos selbst versorgen kann/konnte und zur Klärung der entsprechenden Ressourcenkapazität sowie zur Resilienz der Landnutzung gegenüber klimatischen Schwankungen. Darüber hinaus haben die Ergebnisse eine allgemeine Relevanz für das Verständnis von klimabedingten Veränderungen und Anpassungsmaßnahmen sowie kultureller Resilienz im östlichen Mittelmeerraum.
Des Weiteren widmet sich das Projekt der infrastrukturellen Erschließung dieser Inselregionen, wobei zunächst die Klärung des tatsächlichen Verlaufs der um 600 v. Chr. angelegten ›Heiligen Straße‹ zwischen der antiken Stadt und dem Heraion im Vordergrund steht.
Die Arbeiten der Jahre 2022 und 2023
Bei den ersten Arbeitskampagnen konnte mittels eines dichten Netzes von Messungen mit Scherwellen-Seismik als Passive Seismik sowie Scherwellen-Reflexionsseismik als Aktive Seismik die grundlegende geologische Struktur der Chora-Ebene abgebildet werden. Mit zwei unterschiedlichen Bohrmethoden (EC-DP, CPT) wurden Aufschlüsse über spezifische Eigenschaften und Tiefenlage der geologischen Strukturen und mittels Kernbohrungen mit Probenentnahme Hinweise zu konkreten Sedimentcharakterisierung und deren Ablagerungszeiträumen gewonnen. Mit den gewonnen Daten lässt sich der Entstehungs- und Verlandungsprozess einer antiken Lagune im Zentrum der Ebene nachzeichnen, welche sich in Folge geologischer Verwerfungen in einer küstenparallelen Senke bildete und bis heute die Ebene als Lebensraum prägt.
Ferner wurden im gesamten Untersuchungsgebiet und an weiteren Orten der Insel unterschiedliche Bodenproben aus Oberböden und Bodenprofilen genommen, mit denen die Bodentypen charakterisiert und ihr pflanzenverfügbarer Wassergehalt sowie ihre generelle Fruchtbarkeit und Eignung für bestimmte Agrarprodukte, vor allem aber mögliche Unterschiede zwischen den Inselregionen ermittelt werden.
Um dem tatsächlichen Verlauf der ›Heiligen Straße‹ nachzuspüren, wurden neben Elektromagnetik (EMI) vor allem Georadar als zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden genutzt. Es gelang, die Straße auf einer Strecke von bisher 350 m vom Osteingang des Heiligtums Richtung Osten zu verfolgen.
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