Ergebnisse
Die Schatzhäuser von Olympia waren bislang von mehreren Bauforschern wie Wilhelm Dörpfeld, Hans Schleif, Alfred Mallwitz und Klaus Herrmann bearbeitet worden, hatten aber noch nicht die ihnen gebührende abschließende Beurteilung und Würdigung erfahren. Auf der Grundlage des Nachlasses des 2015 verstorbenen langjährigen Grabungsarchitekten von Olympia, Klaus Herrmann, galt es daher, mit einem neuen Forschungsansatz die Architektur der Schatzhäuser weiter zu klären und endgültig vorzulegen. Voraussetzung dafür war ein neuer Gesamtplan aller Strukturen der Schatzhausterrasse in Grundriss, Schnitten und einer daraus entwickelten Axonometrie des Bestandes, so daß alle baulichen Reste in einer Baubeschreibung dargestellt werden konnten. Die Neuaufnahme von rund 300 Architekturteilen aller Schatzhäuser führte dann zusammen mit der anderen, aus den Nachlässen von Schleif, Mallwitz und Herrmann zu gewinnenden Hälfte der Elemente zu Texten, Tabellen und Steinkatalogen und schließlich zu Rekonstruktionszeichnungen in Grundrissen, Schnitten und vor allem Modellen und Ansichten, um eine Vorstellung von der aufgehenden Architektur aller Schatzhäuser zu bekommen.
Aufbauend auf der Axonometrie des Bestandes aller Strukturen der Schatzhausterrasse konnten in einem nächsten Schritt Axonometrien ihrer Bauzustände in den verschiedenen Phasen ihrer Geschichte von hocharchaischer Zeit bis in die römische Kaiserzeit erarbeitet werden, bevor die meisten Schatzhäuser schließlich wohl im späteren 3. Jahrhundert n. Chr. für die Errichtung der spätrömischen Festungsmauer planmäßig abgetragen wurden.
In einem weiter ausgreifenden Schlußkapitel konnte dann noch die Provenienz vor allem der westgriechischen Schatzhäuser mit Vergleichsbauten aus den Stifterstädten in Unteritalien, Sizilien und Albanien untersucht werden. Hier wurde deutlich, daß stets lokale Eigenheiten westgriechischer Herkunft von wandernden Werkleuten in Olympia verwirklicht wurden. Gerade mit der Stiftung von Schatzhäusern und Weihgeschenken hielten die betreffenden Städte Verbindung mit der mutterländischen Heimat, aus der sie einst aufgebrochen waren, um die Kolonien des Westens zu gründen. Sie übertrafen sich dabei mit den reich gebildeten, in ihrer jeweiligen handwerklichen Tradition stehenden baulichen Details sowohl der steinernen Architektur als auch der tönernen Dachdekoration. Die Schatzhäuser sind somit ganz besondere Zeugen westgriechischer Kunst und Repräsentation in den mutterländischen Wettkampfstätten gewesen.
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