Edo|cation: Kompetenzen stärken und Forschen in Nigeria

Grabenwallanlage von Benin mit seitlich gesehener Torsituation. Links vom Erdwall befindet sich der Graben, rechts die Stadtseite. © DAI KAAK Christian Schepers // Christian Schepers

Forschung

Fragestellung im Projekt Edo|cation

Die Stadt Benin wird von zwei Ringen hoher Erdwälle und Gräben umgeben, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Oba Ewuare errichtet wurden und noch heute das Stadtbild prägen. Im Projekt edo| ...

cation soll die Frage nach der genauen Datierung und möglicher Bauphasen geklärt werden.

Angeschlossen an die Stadtbefestigung ist ein bis ins Umland weit verzweigtes Netz von Erdwällen und -gräben deren Länge sich schätzungsweise auf 16.000 km beläuft. Die Arbeiten im Projekt sollen an vorherige Forschung anschließe und die genauen Dimensionen und Ausmaße der Iya klären.

Daran angeschlossen ist die Frage nach den Funktionen der Bauten außerhalb der Stadt, die über reine Verteidigungsmaßnahmen hinausgehen.  

Das Netzwerk aus Wallanlagen verbindet das Umland von Benin architektonisch sichtbar mit der zentralen Stadt. Die Stadtstruktur spiegelte die gesellschaftlichen Hierarchien im Königreich von Benin wider. Der Oba regierte in extensiven Palastanlagen. Wie manifestiert sich im Vergleich die Repräsentation von Herrschaft in der Peripherie, wie sahen die Beziehungen zwischen den ländlichen Siedlungen und dem urbanen Zentrum aus?

Eine weitere wichtige Forschungsfrage ist die nach dem aktuellen Erhaltungszustand der kulturellen Zeugnisse von Benin und akuter Bedrohungen. Wie können die einzigartigen Monumente und die materielle Kultur auch in Zukunft bestmöglich erhalten und gesichert werden? Eingebettet ist die Archäologie Benins in den dichten tropischen Regenwald von Westafrika. Die Frage ist wie sich diese Landschaft in den letzten 1500 Jahren entwickelt hat, wie Umweltveränderungen die kulturelle Entwicklung der Menschen beeinflusst haben und wie die Menschen ihre Umwelt veränderten.

Wichtig ist die Frage nach den Erfordernissen der Archäologie und Denkmalpflege in Nigeria, wie diese aktuell gestärkt werden kann und wie die Sicherung von Kulturgut in Zukunft aussehen soll.

Forschungsziele von Projekt Edo|cation

Die Ziele im Projekt edo|cation sind die umfassende Dokumentation und Vermessung der großen Wallanlagen von Benin sowie eine exakte Kartierung. Neben der Klärung von Funktion und baulicher Entwicklung soll die Forschung in Pläne ...

zum Schutz und zur Sicherung der Erdwerke münden, die die bestehenden Maßnahmen ergänzen. Dies betrifft nicht nur die Erdwälle und Gräben, sondern die gesamte historische Bausubstanz von Benin City wie zum Beispiel Wohngebäude und Schreine.

Zu den weiteren Zielen der Arbeiten gehören die Stärkung der archäologischen Kapazitäten in Benin City durch das Vermitteln digitaler, archäologischer Methoden und  das Schaffen einer Basis für weitere Forschungsprojekte. Zu dieser Basis gehört insbesondere die Entwicklung des archäologischen Forschungszentrums im künftigen Museum for West African Art (MOWAA).

Ansätze und Methoden

Um diese Ziele zu erreichen, wurde Anfang 2022 ein archäologischer Survey aufgenommen. Mit Hilfe von Drohnen, die mit LiDAR-Modulen und RGB-Kameras ausgestattet sind, werden die Erdwälle und Gräben, sowie das sie umgebende Gelände mit ...

Laser- und Photogrammetrie-Software gescannt. Die Ergebnisse sind hochauflösende Orthobilder, digitale Höhenmodelle (DEM) und 3D-Modelle. Ergänzend dazu wird eine Bodenphotogrammetrie mit hochauflösenden Kameras durchgeführt, um spezielle Bereiche von Interesse wie Torsituationen zu dokumentieren. Eine Oberflächensurvey zu Fuß und mit dem Auto hilft, die fernerkundeten Daten zu überprüfen und zu ergänzen. Ein von Emlid hergestelltes DGPS-System wird im kinematischen Echtzeitmodus und mit NTRIP-Unterstützung eingesetzt, was die Messung von Koordinaten im gesamten Stadtgebiet in Echtzeit mit einer Genauigkeit von mehr als zwei Zentimetern ermöglicht. Dies ermöglicht auch die Georeferenzierung der erzeugten Rastergeodaten.

Alle Geodaten werden in einem Geoinformationssystem gesammelt, georäumlich analysiert und dann grafisch visualisiert. Die erstellten Karten sollen helfen, die Funktion des Iya sowohl im Zentrum Benins als auch in der Peripherie zu verstehen und vergleiche aufzustellen.

Erläuterung der Steuerung der LiDAR Drohne. Von links nach rechts: Nwabueze Kenneth Chika, Ayobami Samuel Diya, Ovie Richard Agezeh, Christian Hartl-Reiter © DAI KAAK // Christian Schepers
Gruppenfoto Uniben Campus, Benin City beim von edo|cation organisierten LiDAR Training. Gemeinsam wurden die Erdwerke auf dem Campus dokumentiert und Arbeitsabläufe entwickelt. Von links nach rechts: Ovie Richard Agezeh, Christian Hartl-Reiter, Ayobami Samuel Diya, Nwabueze Kenneth Chika © DAI KAAK // Christian Schepers
D-GPS Messungen und Survey auf den Straßen von Benin City. Von links nach rechts: Ayobami Samuel Diya, Jan Hubert, Ovie Richard Agezeh © DAI KAAK // Christian Schepers
Fußläufiger Survey einer möglichen Torsituation in den Grabenwallanlagen von Benin City. Von links nach rechts: Christian Schepers, Ovie Richard Agezeh, Ayobami Samuel Diya, Jan Hubert, Prof. Caleb Adebayo Folorunso, Lieutenant Yakubu © DAI KAAK // Christian Schepers