Ergebnisse
Die Nekropole des Awam-Tempels verläuft als ein bis zu 100 m breites Band um die südliche Hälfte der Tempelovalmauer und umfasst eine Fläche von ungefähr 1,7 ha. Die bisherigen Grabungen ergaben eine Nutzung des Friedhofs vom 8. Jh. v. Chr. bis in das 4. Jh. n. Chr. Bei den Grabanlagen handelt es sich um oberirdische Mausoleen mit mehreren Stockwerken und klar voneinander getrennten Grablegen. Die durchweg aus Stein errichteten Bauten weisen abhängig von ihrer zeitlichen Einordnung und der sozialen Stellung ihrer Erbauer unterschiedliche, bisher völlig unbekannte Grabtypen auf. Die monumentalen Inschriften an den Außenfassaden der Gräber geben Auskunft über die Besitzer und deren Anteile am Grab. Die Grabstelen mit in Nischen eingelassenen Alabasterköpfen der Verstorbenen und die Reliefköpfe an den Grabaußenwänden lassen erahnen, wie wichtig den Sabäern die Personifizierung des Toten war, dessen Identifikation gleichsam mit der Namensinschrift gewährleistet war. Der weit über 1000 Jahre immer wieder belegte Friedhof hat bei einer vorsichtigen Hochrechnung eine Anzahl von insgesamt über 20.000 Bestatteten aufgenommen. Die Errichtung der Gräber, der Vorgang der Bestattung, die Belegung der Grabkammern oder auch die Durchführung des Totenkultes muss durch die Priesterschaft des Tempels streng organisiert und kontrolliert gewesen sein. Die Gräber wurden zumindest in den älteren Bebauungsphasen des Friedhofs (8. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) entlang westöstlich verlaufender, die Krümmung der Ovalmauer aufnehmender Straßenzüge angelegt. Erst im Laufe der Zeit löste sich diese Ordnung allmählich auf: Der Anbau jüngerer Grabbauten an die älteren Strukturen hatte eine Zusetzung kleinerer Gassen und eine Verdichtung der Architekturen zur Folge. Das ursprüngliche Straßensystem blieb allerdings in groben Zügen erhalten. Den vermutlich in Hockerstellung Bestatteten wurde eine umfangreiche Palette an Beigaben und Trachtzubehör mit ins Grab gegeben. Den Hauptanteil der Funde bilden miniaturisierte Imitationen von Gegenständen des alltäglichen Lebens wie Schminkgefäße oder Opferplatten, die eigens für den Grabgebrauch angefertigt wurden. Die Beziehungen Südarabiens zum altorientalischen und mediterranen Kulturkreis spiegeln sich in einer Anzahl von Importen wider.
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