Raum & Zeit
Die Halbinsel weist zahlreiche Lagerstätten von Türkisen und Kupfererzen auf, von denen ein größerer Teil zwar begangen, jedoch nur ein kleiner Teil systematisch erforscht wurde. Dabei standen vorwiegend die Plätze mit eindeutigen Spuren altägyptischer Aktivitäten im Vordergrund, die - wie z.B. Wadi Maghara und Serabit el-Khadim - über mehrere Jahre intensiv untersucht und ausgegraben worden sind. Nachweislich ab dem Alten Reich (2700-2200 v. Chr.) fanden intensive Arbeiten an den Erzadern statt; und sowohl Tempel, Wohnstätten und Befestigungsmauern sowie ikonografische Nachweise deuten auf eine klare Inanspruchnahme der Region seitens der altägyptischen Herrscher hin.
Aber auch die lokale Bevölkerung betrieb Erzabbau: Einige Lagerstätten im Südsinai zeigen Abbauspuren, die nicht ägyptischen Ursprungs sind (z.B. Wadi Riqeita und Wadi Rimthi). Der Forschungsstand zu diesen Minen ist gering, dennoch wurden die bergmännischen Tätigkeiten der Einheimischen fast ausnahmslos in die Frühbronzezeit (FBZ) II datiert, gestützt auf zeitgleiche Siedlungsreste mit Spuren von Kupfermetallurgie. Diese Korrespondenz ließ sich jedoch bisher nur in wenigen Fällen durch Grabungsergebnisse verifizieren. Für das 4. Jt. v. Chr. fehlt es bisher im Großteil der Halbinsel an gesicherten Befunden. Dazu bestand über einen längeren Zeitraum die Annahme einer besiedlungsgeschichtlichen Lücke im Sinai, die sich auch auf die Bergbautätigkeiten ausgewirkt haben soll. Diese Annahme bleibt zu bezweifeln, denn es finden sich sowohl Abbauspuren von Erzen als auch Siedlungsplätze, die in das 5. bzw. 4. Jt. v. Chr. datiert werden können.
Die dicht besiedelten Nachbarregionen, in denen die soziale und technische Entwicklung fortschreitet, sprechen ebenfalls gegen eine Besiedlungslücke im Sinai. Zu beachten ist auch die Funktion der Halbinsel als Bindeglied zwischen diesen im Rohstoffaustausch stehenden Gebieten: Zwischen Unterägypten und der Südlevante (siehe Maadi und Tall Hujayrat al-Ghuzlan, Tall al-Magass) gab es einen regen Warenaustausch mit einer Vielzahl an Materialien, darunter auch Kupferobjekte. Es finden sich Hinweise auf frühe Kupferverarbeitung im Sinai, und bisher erfolgte Überlegungen zur Provenienz von Kupferobjekten im prädynastischen Ägypten entbehren einer soliden Basis, solange die Rolle der sinaitischen Kupfererzlagerstätten nicht geklärt ist. Es drängt sich daher die Vermutung auf, dass der Sinai anstatt eines hiatus eher eine Befundlage aufweist, deren Nachweisbarkeit schwierig ist und vermutlich mit der Lebensweise der Bevölkerung erklärt werden kann.
Die Arbeiten des Projekts fanden größtenteils im südlichen und westlichen Teil des Sinais statt, da der Anteil an Erzvorkommen in diesen Gebieten besonders hoch ist und somit die Spuren früher Metallverarbeitung vielversprechend waren. Zwei Arten von Erzablagerungen liegen im Sinai vor. Während sich im Westen stratiforme Mineralisationen im Sedimentgestein gebildet haben, liegen in dem Präkambrischen Granitgesteinen der Sinaitischen Südspitze Mineralisationen in Erzadern vor. Südlich des zentral gelegenen, großen Kalksteinplateaus (Tih-Plateau) befindet sich ein breiter Sandsteingürtel, der über die Breite der gesamten Halbinsel reicht. Im westlichen Teil des Sandsteingürtels finden sich zahlreiche Mineralienlagerstätten, die Kupfererze und Türkise führen. Da die Anreicherungen im Gestein horizontal geschichtet sind, finden sich hier Überreste unterirdischen Bergbaus. Die Südspitze der Halbinsel wird durch eine steile und schroffe Gebirgslandschaft aus präkambrischen Graniten geprägt, die teilweise über 2500 Höhenmeter aufragt. Die Region birgt zahlreiche Wadis, farbenprächtige Gesteinsadern und das angenehmste Klima der gesamten Halbinsel. Hier finden sich Erzadern unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung, die häufig an der Oberfläche verlaufen und daher oberirdisch abgebaut werden können.
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