Äthiopisch-deutsche Forschungen in Wukro

Die Kirche von Abunä Gärima mit verbauten äthio-sabäischen Spolien und Rissen im Mauerwerk. © DAI, Orient-Abteilung // A. Lienig

Ergebnisse

Projektphasen I und II

Projektphase II (2016-2020)

Nach Abschluss der ersten Projektphase im Jahr 2015 wurden die Forschungen ab 2017 mit finanzieller Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung fortgesetzt.

Eine Testgrabung am Kirchengebäude Abunä Gärima im Dorf Addi Akaweh im Frühjahr 2017 diente in erster Linie der Konsolidierung der Kirche, da das Mauerwerk bereits große Setzungsrisse aufwies. Dabei wurden gleichzeitig Teile des Kirchengeländes hinsichtlich ihres archäologischen Potenzials untersucht. Lage und Topografie der Kirche ließen unterhalb der Fundamente ein weiteres äthio-sabäisches Heiligtum in der Region erwarten. Neben den in den Mauern der Kirche verbauten Spolien eines Libationsaltars, legen dies auch drei in der Kirche aufbewahrte Weihrauchbrenner nahe, die entsprechend der Berichte der Priester während des Kirchenbaus zutage gekommen waren. Ihre königlichen Votivinschriften aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. nennen neben dem Hauptgott Almaqah weitere Gottheiten, woraus auf weitere Heiligtümer geschlossen werden darf. Die Testgrabungen bestätigten diese Annahme, denn es wurden Reste eines äthio-sabäisches Gebäudes aus charakteristisch holzarmierten Bruchsteinmauern erfasst. Dessen Konstruktionsweise zeigt auffällige Ähnlichkeit mit dem Grat Be`al Gebri in Yeha. Neben den Ausgrabungen umfassten die Feldarbeiten in Abunä Gärima Konsolidierungsmaßnahmen, die Etablierung eines großflächigen Vermessungsnetzes sowie drohnengestützte Luftbilddokumentation.

In Ziban Adi, einer exponierten Fundstelle nahe des Dorfes Addi Akaweh, wurden die Ausgrabungen fortgesetzt. Es erfolgte die Untersuchung von Charakteristika der Eingangskonstruktionen sowie Studien zur Fassadengestaltung von äthio-sabäischen Monumentalbauten. Das große Gebäude zeigte ein Mauerwerk aus holzarmierten Bruchsteinwänden mit vertikalen und horizontalen Balkenlagen. Massive Einsturztrümmer, verbrannte Mörtelreste und verkohlte Balkenreste deuten auf ein enormes Ausmaß an Brandschäden hin, die Ziban Adi mit anderen äthio-sabäischen Gebäuden in Tigray gemeinsam hat. Darüber hinaus zeigen Ausgrabungen im Westen und Südwesten des Gebäudes, dass das Bauwerk größere Ausmaße hatte als bisher angenommen.
Die massiven Mauern im Eingangsbereich stellen sowohl die Außenwände des Gebäudes als auch die inneren Seitenwände des Eingangs dar. Beide Wände weisen an den dem Eingang zugewandten Fassaden vertikale und horizontale Balkenlager sowie Putzreste auf. Zwischen diesen beiden Mauern wurden schmale Steinmauern errichtet, um die Breite des Durchgangs zu reduzieren - ein Baudetail, das auch im Grat Be'al Gebri in Yeha zu finden ist. Neben dem verengten Eingangsbereich wurde im Schutt ein längliches, rechteckiges Artefakt aus Bronze gefunden, bei dem es sich um einen Riegel zum Schließen einer Tür handeln könnte.
Die Keramikfunde aus Ziban Adi sind sehr homogen und fast alle Keramikfragmente stammen aus den Zerstörungsschichten des Gebäudes. Es wurden Scherben von black-topped ware gefunden, sowie Schalenfragmente, die mit den Funden aus dem Grat Be'al Gebri vergleichbar sind.

Zusammenfassung Projektphase I (2007-2015)

Bei den Ausgrabungen in Meqaber Ga'ewa wurden zwischen 2008 und 2011 Teile eines äthio-sabäischen Heiligtums freigelegt, das dem sabäischen Gott Almaqah geweiht war. Es wurde im 8. Jahrhundert v. Chr. auf einem umfangreichen Vorgängerbau errichtet und in den folgenden vier Jahrhunderten mehrfach umgebaut. Die Überreste dieses mehrräumigen Vorgängerbaus, der in den ersten Jahrhunderten des 1. Jahrtausends v. Chr. durch einen Brand zerstört worden war, lassen darauf schließen, dass die Anlage bereits vor der Errichtung des Almaqah-Tempels über einen längeren Zeitraum genutzt wurde. Der erhöht gelegene Almaqah-Tempel war über eine große Freitreppe zugänglich und enthielt einen vollständig erhaltenen sabäischen Trankopferaltar. Der aus Kalksteinblöcken gemeißelte Altar fand sich mit weiteren Kultgegenständen wie Weihrauchgefäßen oder Votivstatuen vergesellschaftet. Auf dem Altar befindet sich eine äthiosabäische Votivinschrift des Königs Wa'ran. In dieser Inschrift wird erwähnt, dass er den Tempel errichtete, als ihm das Hauptheiligtum von Almaqah in Yeha, dem Zentrum des äthio-sabäischen Gemeinwesens D`MT, übergeben wurde. Während diese Funde enge Verbindungen zum Königreich Saba im Jemen erkennen lassen, wird das Tempelinventar auch mit nordostafrikanischen Kulturtraditionen in Verbindung gebracht. Dies zeigen beispielsweise die Erwähnung der Mutter des Königs in seiner Votivinschrift sowie eine Votivstatue aus Kalkstein, die eine sitzende Frau darstellt. Darüber hinaus ordnet die Mehrzahl der aus dem Tempelbereich geborgenen Keramikfunde das Heiligtum in den kulturellen Kontext des tigraeischen Hochlandes und anderer Regionen am nördlichen Horn von Afrika ein.