Äthiopisch-deutsche Forschungen in Wukro

Die Kirche von Abunä Gärima mit verbauten äthio-sabäischen Spolien und Rissen im Mauerwerk. © DAI, Orient-Abteilung // A. Lienig

Raum & Zeit

Raum

Der moderne Ort Wukro liegt im äthiopischen Hochland in der nordäthiopischen Region Tigray. Nahe des Ortes befindet sich die archäologische Landschaft um das Dorf von Addi Akaweh. Hier wurden seit 2008 mehr als 20 Fundstellen entdeckt, von denen einige untersucht wurden. Einige von ihnen lassen sich in die erste Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. datieren und erwiesen sich als prä-aksumitisch. Sie können einer Periode intensiver kultureller Interaktion zwischen einheimischen und eingewanderten sabäischen Bevölkerungsgruppen zugeordnet und daher als äthio-sabäisch angesprochen werden. Sowohl die archäologischen als auch die epigraphischen Belege deuten darauf hin, dass das Gebiet um Addi Akaweh als regionales Zentrum gelten kann, welches enge Beziehungen zum äthio-sabäischen Zentrum in Yeha unterhielt. Mehrere Artefakte und Inschriften weisen auf enge Beziehungen zum sabäischen Kernland im Jemen hin.

Bei einer ersten Erkundung im Gebiet von Addi Akaweh wurde 2010 in der nahegelegenen Fundstätte von Ziban Adi ein monumentales Gebäude erfasst. Es könnte das Zentrum einer größeren Siedlung gewesen sein und findet hinsichtlich der Monumentalität, des Baustils und der Mehrstöckigkeit Parallelen im Grat Be'al Gebri in Yeha. Das Radiokarbon-Alter von Holzkohleproben, die bei den Ausgrabungen in dem Gebäudes geborgen wurden, datiert Ziban Adi in die erste Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. - zeitgleich mit dem Almaqah-Tempel von Meqaber Ga'ewa. Die Forschungen in dem archäologischen Bezirk um Addi Akaweh haben demnach zum Ziel, mehr über die Siedlungs- und Kulturgeschichte des äthio-sabäischen Kulturkreises zu erfahren. 

Die archäologischen Forschungen in Wuqro in Tigray, Äthiopien, wurden in zwei Projektphasen durchgeführt, Phase I umfasst die Jahre 2007 – 2015, die zweite Phase hatte eine Laufzeit von 2017 bis 2020. Der Beginn der archäologischen Tätigkeiten fanden 2007 im Rahmen einer Rettungsgrabung des Tigray Culture and Tourism Bureau (TCTB) an der gefährdeten Fundstätte Meqaber Ga'ewa statt, 7 km südwestlich der Stadt Wukro im archäologischen Bezirk Addi Akaweh. Seit 2008 sind gemeinsame Missionen des TCTB, der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Ethiopian Heritage Conservation Authority (EHCA, ehemals ARCCH) mit einem breiten Spektrum an archäologischen Feldarbeiten, Standortmanagement und Konservierungsmaßnahmen beschäftigt.