Überblick
Musawwarat es-Sufra ist einer der bedeutendsten und am besten erhaltenen archäologischen Orte des Sudan. Seit der Mitte des 1. Jahrtausend v.u.Z. im Hinterland des Nils erbaut und bis in das 4. Jahrhundert u.Z. genutzt, war Musawwarat einer der wichtigsten (indigenen) Zeremonialorte im Königreich von Kusch. Seit Ende 2020 beforscht ein Kooperations- und Qualifikationsprojekt an der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (KAAK) mithilfe multisensorischer und räumlicher Ansätze das Tal von Musawwarat. Das Projekt stützt sich auf archivarische Grabungsdaten, neue Objektstudien in Sammlungen und Feldforschungen vor Ort. Es hat zum Ziel besser zu verstehen, wie die Stätte von Musawwarat gebaut, modifiziert und instandgehalten wurde und wie sie sowohl im Alltag als auch bei außergewöhnlichen Ereignissen, wie großen Festen, genutzt und erlebt wurde.
In einer dreistufigen räumlichen und multisensorischen Analyse befragt das Projekt 1) das Tal von Musawwarat als landschaftlichen Rahmen des Bau- und Kultgeschehens, 2) die einzelnen Bauten und 3) die dort gefundenen Objekte in ihren räumlichen, funktionalen, symbolischen und sensorischen Bezügen. Ein Fokus liegt auf sensorischen Effekten, die z.B. durch die Platzierung der Bauten im Tal von Musawwarat erreicht wurden oder durch spezifische Architekturlösungen, wie der Lenkung von Blick oder Bewegung, dem Zusammenspiel von Licht, Schatten und Dunkelheit, der Wahl spezifischer Materialien, Farben und haptischer Eigenschaften von Baumaterialien und (kultischen) Objekten, oder der Nutzung der Klangeigenschaften. Diese Entscheidungen werden die Art und Weise beeinflusst haben, wie Bau, Versorgung, Instandhaltung und zeremonielle Praktiken an der Stätte erlebt, verstanden und erinnert wurden.
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