Überblick
Das Areal der antiken Siedlung Zamina schmiegt sich an die Westseite eines rund 200 m hohen Hügels des parallel zur Adria verlaufenden dinarischen Karstgebirges und ist damit gut gegen die kalten Ostwinde aus dem Balkangebirge geschützt. Am Fuß des Gebirgszuges erstreckt sich ein fruchtbares schmales Tal, das bis heute zur Landwirtschaft genutzt wird. Der Fundplatz gehört mit dem noch gut im Gelände erkennbaren Mauerring von rund einem Kilometer Länge zu den als Gradine bezeichneten Plätzen. Das Wort bedeutet im Kroatischen Burg oder Ruine aber auch Garten. Die verfallenen Ringmauern reihen sich ein in einen weiten Bogen auf den ersten Blick ähnlicher Anlagen, wie sie entlang der ostadriatischen Raum von Albanien bis nach Italien auf vielen Anhöhen zu finden sind. Sie alle sind in der Regel nicht datiert, weil nur an wenigen Stellen systematische Ausgrabungen stattgefunden haben. Hier gilt noch immer, was bereits 1932 der Reisestipendiat des DAI Werner Buttler (1907–1940) beim Besuch einer solchen Anlage im Umfeld von Knin berichtete „Die Burgwallforschung als ein Teil der Siedlungsarchäologie ist mehr als andere Zweige unserer Wissenschaft auf Ausgrabungen angewiesen“.
Die landschaftsarchäologische Untersuchung der verschiedenen Siedlungsareale Gebirge, Küste und Meer ist Ziel des Projekts. Mit unseren Kooperationspartnern am Ort wird hierfür ein GIS mit den Fundplätzen des Arbeitsgebietes erstellt. Gleichzeitig führt die TU Darmstadt bauhistorische Untersuchungen durch.
Archäologie an Land - Archäologie im Meer
Die Siedlungsweise der befestigten Höhensiedlungen verbindet den Raum von Apulien bis Albanien von der Bronze- bis in die Eisenzeit ebenso wie die transadriatische Verbreitung von Fundobjekten wie Keramik oder Fibeln. Insbesondere der Küstenbereich ist ein vielfältiger kultureller Interaktionsraum. Neben Kontakten der eisenzeitlichen Bevölkerungsgruppen im Adriaraum spielen ab dem 8. Jh. v. Chr. Einflüsse der weiter südlich gegründeten griechischen Kolonien und spätere römische Kolonisierungsprozesse eine zentrale Rolle. Während in der südlichen Küstenregion der östlichen Adria (bis in die Höhe von Tragyrion) bereits die griechischen Kolonisierungsprozesse das Siedlungsgefüge urban prägten, erschlossen erst die Römer den nördlichen Bereich inklusive unseres Arbeitsgebiets (Kolonien Pula, Zadar, Salona) und durch strategische Ansiedlung von Veteranen auch das Binnenland (Straßenkontrolle). Dadurch wurde Dalmatien zu einer der am stärksten urbanisierten römischen Provinzen.
Die befestigten Höhensiedlungen der einheimischen Bevölkerung (in der kroatischen Forschung „Gradina“) wurden teilweise in die römischen Siedlungsstrukturen einbezogen (z. B. Asseria) und entsprechend ausgebaut oder sie wurden - wie die Gradina Zamina - im Zuge dieser Veränderungen aufgegeben. Neben den weitreichenden Netzwerken über die Adria hinweg bestanden auch kulturelle Verbindungen in Richtung Save und Donau und damit in den gesamten Westbalkanraum.
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