Groundcheck - Klimaarchive und Archäologie im Kaukasus

Methodisch neue Ansätzen in der Dendroarchäologie informieren über die Umweltbedingungen im Kaukasus in Bronzezeit und Antike. Hochauflösende Computertomographie macht die exakte Vermessung von Jahrringen und Holzzellen möglich. Dies und die Auswertung von stabilen Isotopen gibt detaillierte Einblicke in das Klima vom 4.-1. Jt. v.Chr.

CT Scan des Balkens aus Marinskaja 5. © BHT/DAI Eurasien-Abteilung // Astrid Haibel

DAI Standort  Eurasien-Abteilung, Dendrochronolgie

Laufzeit  seit 2020

Disziplinen  Landschaftsarchäologie, Prähistorische und historische Archäologie, Umweltarchäologie

Projektverantwortlicher  PD Dr. Sabine Reinhold, Dr. phil. Udo Schlotzhauer, PD Dr Habil Ingo Heinrich

Adresse  Im Dol 2-6 , 14195 Berlin

Email  Sabine.Reinhold@dainst.de

Laufzeit  seit 2020

Disziplin  Landschaftsarchäologie, Prähistorische und historische Archäologie, Umweltarchäologie

Methoden  Dendrochronologie

Partner  Berliner Hochschule für Technik, Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Georgian National Mueum (GNM)

Projekt-ID  5565

Überblick

Wie haben frühere Gesellschaften auf Veränderungen ihrer Umwelt reagiert? Sind Zeiten kultureller Brüche verursacht durch Klimawandel oder änderten sich die Kulturen unabhängig von den Bedingungen ihrer jeweiligen Lebenswelten? Mit dem Forschungsverbund »Ground Check« startete das DAI 2020 eine Initiative, die Spezialistinnen und Spezialisten aus Archäologie und Naturwissenschaften zusammenbringen sollte, um solchen Fragen nachzugehen.

Langjährige landschafts- und geoarchäologische Forschungen der Eurasien-Abteilungen im Kaukasus boten eine ideale Basis die Auswirkungen von Klimaveränderungen von der Bronzezeit bis in die Antike zu untersuchen. Ein Desiderat war allerdings das Fehlen hochauflösender Klimaarchive, die genaue Auskunft zu den Mensch-Umweltbeziehungen geben können. Mit unserem Projekt soll diese Lücke geschlossen werden. Auf der Basis von Holzfunden aus archäologischen Kontexten des 4.-2. Jt. v. Chr. wurde 2020 begonnen, erste präzise Klimadaten für den Kaukasus zu erschließen. Hochkarätige Partner des GFZ Potsdam und der Berliner Hochschule für Technik haben zusammen mit Spezialisten vom DAI innovative Ansätze entwickelt, die in der Klimaforschung der Region Neuland betreten. Mit hochauflösender Computertomographie sind exakte Modelle von Jahrringsequenzen möglich, künstliche Intelligenz unterstützt die Vermessung der Holzzellen als Wachstumsindikatoren, und die Analyse stabiler Isotope erlaubt sehr detaillierte Aussagen zu Niederschlags- und Temperaturschwankungen der untersuchten Zeiträume.

Dendroarchäologie & Klimaforschung

Bäume archivieren in ihren physikalisch-chemische Eigenschaften Umweltinformationen und klimatischer Veränderungen. Dazu zählen, je nach Standort, Niederschläge, deren Intensität und Einbindung in die globalen Wettersysteme sowie variierende Luftfeuchtebedingungen und wechselnde Temperaturen. Deren Veränderungen lassen sich in den Breiten der Jahrringe, Holzzellen sowie den Isotopenverhältnissen von Kohlenstoff und Sauerstoff in den Jahrringen ermitteln. Die Nutzung von Jahrringbreiten und deren Muster zur Datierung achäologischer Objekte ist eine der bekanntesten Methoden, das Alter von archäologuschen Befunden festzustellen. Doch in den Jahrringen sind darüberhinaus Informationen zu den Umweltbedingungen an den Standorten der Bäume konserviert, die mit den Methoden der Dendroklimatologie ausgewertet werden können.

 

 

Karte der Klimaarchive im Kaukasus. Im Ausschnitt die langjährigen geoarchäologischen Studien zur Entwicklung der Kubanmpndung im Holozän. © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold
Verprobung prähistorischer Hölzer aus dem Kurgan von Ananuri 3. © DAI Eurasien-Abteilung // Daniel Neumann
Holz der Grababdeckung des Majkop-Grabes 18 aus dem Grabhügel Marinskaja 3. Die Hölzer sind auf 3304+20 datiert. © MGU Moskau/DAI Eurasien-Abteilung // Anatoliy R. Kantorovich
Wasserkreislauf in Bäumen (adaptiert nach nach Treydte et al. 2004, Abb. 3) © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold
Holzprobe im MikroCT. Je kleiner die Probe, desto höhere Auflösungen der Bilder sind möglich. © BHT/DAI Eurasien-Abteilung // Astrid Haibel
CT eines Bauquerschnitts aus einer frühbronzezeitlichen Grabkammer. © BHT/DAI Eurasien-Abteilung // Astrid Haibel
Wald im Hochgebirge, Svanetien. © DAI Eurasien-Abteilung // Karl-Uwe Heussner