Raum & Zeit
Menschen verschiedener Kulturen und Ethnien haben die Sarno-Ebene wegen ihrer besonderen naturräumlichen Vorzüge seit dem Neolithikum aufgesucht und seit der mittleren Bronzezeit permanent besiedelt, wie unter anderem die spätbronzezeitliche, am Ende der Eisenzeit (um 600 v. Chr.) aufgegebene Flussniederlassung von Longola-Poggiomarino und bronzezeitliche Befunde in Pompeji zeigen.
In das Licht der dichteren geschichtlichen Überlieferung tritt das Gebiet etwa ab der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. mit dem Auftreten der Griechen, Etrusker, Samniten und Römer. Die Entwicklung in diesem Zeitraum bis zum Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr., der für das Leben in der Sarno-Ebene eine deutliche Zäsur markiert, steht auch im Vordergrund der Untersuchung. Die vielfältige Besiedlung des Kulturraums der Sarno-Ebene veranschaulichen Orte wie Pompeji mit seinem immensen Informationsgehalt an archäologischen Daten und Fakten und die weniger erforschten, aber nicht minder bedeutenden antiken Städte Nuceria (Nocera Superiore), Stabiae (Castellamare di Stabiae) und Sarnum (Sarno) sowie die in großer Zahl bekannten Villae rusticae, die Nekropolen und Heiligtümer.
Die Ebene des Sarno an der Küste Mittelkampaniens bildet ein vom Vesuv im Norden, von Gebirgsausläufern des Apennin im Osten und Süden begrenztes und nach Westen zum Golf von Neapel geöffnetes beckenförmiges Gebiet von rund 200 qkm Fläche, das der Fluss Sarno mit seinen verzweigten Zuläufen durchfließt. Die Schwemmland-Ebene zeichnen ein großer Wasserreichtum, hohe Fruchtbarkeit des Bodens, günstige Klimabedingungen und ergiebige natürliche Ressourcen aus. Verkehrsgeographisch liegt die Sarno-Ebene an einem bedeutenden Knotenpunkt. Das Territorium wurde von zwei wichtigen Fernstraßen durchquert, an der Meerseite von der Via Domitiana, die bei Sinuessa von der Via Appia abbog und die Küstenorte erschloss, an der Bergseite von der Via Popilia, der in Capua an der Via Appia abzweigenden Fernverbindung nach Rhegion (Reggio Calabria). Eine Nebenstrasse erschloss Pompei und den Hafen an der Mündung des schiffbaren Sarno, der für die Sarno-Ebene und das Hinterland den Hauptumschlagplatz für den Export darstellte.
Das Gebiet der Sarno-Ebene ist durch das häufige Auftreten von Naturereignissen (Vulkantätigkeit, Erdbebentätigkeit, Bradyseismus, Hangrutschungen, Überschwemmungen) einem ausgeprägten Transformationsprozess unterworfen, der die Landschaft morphogenetisch fortdauernd verändert. Seit dem ersten verstärkten Auftreten des Menschen in der mittleren Bronzezeit führen anthropogene Einwirkungen (Abholzung, Trockenlegung, Landnutzung, Siedlungsaktivität) zu weiteren nachhaltigen Veränderungen der Landschaft.
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