Stunde Null – Syrian Heritage Archive Project (SHAP)

Erstellung digitaler Kulturgüterregister für Syrien. Die historischen Altstädte und archäologischen Fundplätze in Syrien wurden zerstört und ausgeraubt. Dadurch gehen die wichtigsten historischen Zeugnisse des Landes verloren. SHAP bietet eine Informationsbasis, für den Wiederaufbau zerstörter Denkmäler und den Erhalt des syrischen…

Collection of photographs on damages of built heritage in Syria © DAI // F. Meynersen

DAI Standort  Zentrale-ZWD

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Disziplinen  Kulturgüterschutz

Projektverantwortlicher  Dr. rer. nat. Benjamin Ducke

Adresse  Im Dol , 14195 Berlin

Email  Benjamin.Ducke@dainst.de

Team  M.A. Wassim Alrez

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Fokus  Kulturerhalt/Cultural Heritage

Disziplin  Kulturgüterschutz

Methoden  Digitale Dokumentation

Partner  Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin

Projekt-ID  5550

Überblick

Der Krieg in Syrien hat sowohl zu einer humanitären Katastrophe ungeheuren Ausmaßes als auch zur Gefährdung und Zerstörung zahlloser Kulturgüter im Land geführt. Die Kulturlandschaft Syriens gehört hinsichtlich der Anzahl und historischen Bedeutung der dort vorhandenen Denkmäler zu den herausragenden Regionen weltweit. Da in Syrien alle Zeitabschnitte vom Beginn menschlicher Nutzung (ab etwa eine Million Jahre vor heute) bis in die osmanische Zeit durch archäologische oder historische Monumente belegt sind, verfügt das Land über eines der umfassendsten kulturellen Langzeitarchive, das in weiten Teilen noch nicht wissenschaftlich erschlossen ist. Zerstörungen in den historischen Altstädten wie Aleppo oder Homs sowie die im großen Stil durchgeführten Raubgrabungen an bedeutenden archäologischen Fundplätzen führen zum unwiederbringlichen Verschwinden der wichtigsten historischen Zeugnisse des Landes.

Durch langjährige Forschungsprojekte liegen für viele der bedeutendsten archäologischen und historischen Stätten Syriens umfangreiche Datenbestände vor. Darüber hinaus weisen gerade die Archive des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) auch historische Bilddaten aus der Zeit vor und im ersten Weltkrieg auf, die, noch frei von moderner Bebauung, häufig eindrücklicher sind als spätere Aufnahmen. Ergänzt wird die Datensammlung zudem durch bedeutende private Forschernachlässe.

Viele dieser Forschungsdaten sind jedoch bisher ausschließlich in analoger Form vorhanden, da die digitale Datengenerierung in der Archäologie im größeren Umfang erst gegen Ende der 1990er begonnen hat. Die vollständige Digitalisierung der älteren Datenbestände bildet daher eine wesentliche Voraussetzung für die zukünftige Datennutzung und ihre sinnvolle Zusammenführung in größeren Datenbankprojekten sowie die darauf basierenden Auswertungen zum Stand des Kulturerbes in Syrien, insbesondere auch für die Kartierungen der kriegsbedingten Schäden.
Das DAI und das Museum für Islamische Kunst Berlin, die beide durch ihre langfristigen Arbeiten in Syrien über sehr umfangreiche Datensammlungen verfügen, haben daher im November 2013 das „Syrian Heritage Archive Project“ gestartet und mit der digitalen Erschließung ihrer Archive begonnen. Das Projekt wurde großzügig im Rahmen des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland gefördert.

Sichtung, Digitalisierung und Archivierung der Forschungsdaten wurden in Berlin von zwei deutsch-syrischen Teams durchgeführt. Die Materialien werden in der digitalen Forschungsumgebung des DAI, der iDAI.world, eingepflegt und dabei strukturiert und standardisiert. Verschiedene Systemkomponenten werden genutzt: iDAI.objects/Arachne, die Bilddatenbank des DAI, iDAI.gazetteer, die archäologische Ortsdatenbank, und iDAI.geoserver für Planmaterial und Kartenwerke. Zudem werden Datensätze der jeweiligen Stätten mit einschlägigen Literaturverweisen (Monographien und Zeitschriftenartikel) aus der Bibliotheksdatenbank iDAI.bibliography/Zenon verlinkt. Darauf aufbauend kann so eine Analyse mit thematischer Ausrichtung und/oder eine Anwendung im Bereich Kulturerhalt (z.B. Schadenskartierung) erfolgen.

Insgesamt wurden rund 120.000 Datensätze digitalisiert und klassifiziert. Die beschreibenden Informationen zu den einzelnen Datensätzen werden punktuell bereits verdichtet und können, je nach Zeitaufwand, beliebig detailliert erweitert werden.

Ein Transfer von durch das Projekt aufbereiteten Daten soll zum Aufbau eines umfassenden, nationalen Denkmalregisters (National Heritage List) in Syrien beitragen und eine Grundlage für Monitoring-Aktivitäten und Maßnahmen zum Kulturgüterschutz bieten.

Das Programm ist Teil der Projektreihe „Stunde Null“, die unter dem Dach des Archaeological Heritage Network durchgeführt und mit Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert wurde.

 

SHAP Team
© DAI // W. Alrez
SHAP: Working on Damage Assessment
Collection of photographs on damages of built heritage in Syria © DAI // F. Meynersen
SHAP-Teammitglied mit Vorher-Nachher-Vergleich der zunehmenden Schäden an der al-Madrasa ash-Sharafiyya in Aleppo © DAI // F. Meynersen
SHAP: Working on Damage Assessment
© DAI // W. Alrez