Forschung
Forschungsgeschichte
Seit der Jahrtausendwende gewinnt die systematische Erschließung und Digitalisierung der Archive des DAI immer mehr an Bedeutung. Insbesondere die Forschungen des Clusters 5 des DAI „Geschichte der Archäologie“ haben im Wesentlichen zu einer Intensivierung der Arbeit in den Archiven beigetragen. Mit der systematischen Erschließung einzelner Archivbestände auf der institutseigenen Plattform iDAI.archives wurde Ende 2018 auf Bestandsebene begonnen. Finanziert durch Sondermittel des Auswärtigen Amtes wurde 2016 das Projekt „AthenDigital – Das Nachlassarchiv“ durchgeführt. Schwerpunkt war die Digitalisierung der drei größten und prominentesten Nachlässe – von Wilhelm Dörpfeld, Habbo Gerhard Lolling und Adolf Hermann Struck inklusive ihrer Erschließung auf Aktenebene.
Forschungsziele
Ziel des Projektes ist es zum einen, einen erheblichen Teil der Archivbestände des DAI Athen der Forschung und einer breiten Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. Durch die archivische Erschließung und Digitalisierung der Dokumente und einer anschließenden Bereitstellung im Open Access, wird die Verfügbarkeit für die Forschung grundlegend verbessert. Um die überregionale Sichtbarmachung zu garantieren, wird der Nachweis der Bestände nicht nur in den DAI-Systemen, sondern auch über nationale und internationale Portale, wie dem Archivportal-D und der Europeana, erfolgen. Durch die Digitalisierung der Archivalien soll darüber hinaus die Langzeitsicherung eben solcher wichtigen wie auch vergänglichen Quellen garantiert werden.
Durch die Fülle und Breite der ausgewählten Bestände soll das Projekt, zum anderen, eine wichtige Quellengrundlage bisher unbekannter Dokumente und Archivalien für neue und weiterführende Forschungen schaffen. Diese vermögen diverse Aspekte der Geschichte des DAI und der Altertumswissenschaften sowie den Beitrag der Abteilung Athen zur Archäologie Griechenlands und derer Wirkung auf die deutsch-griechischen Beziehungen zu beleuchten. Nicht zuletzt kommt der digitalen Erfassung und Bereitstellung dieser Archivbestände angesichts des 2024 bevorstehenden 150jährigen Jubiläums des DAI Athen eine erhöhte Bedeutung für die Erforschung der Institutsgeschichte zu.
Methoden
Für die Durchführung der Projektziele kommen Methoden aus verschiedenen Disziplinen im Einsatz. Schon vor Beginn der Digitalisierung werden die Bestände konservierungstechnisch geprüft. Beschädigte oder fragile Dokumente werden separiert und fachgerecht restauriert. Unsortierte Konvolute werden neu klassifiziert und nach archivgerechten Kriterien geordnet. Um bereits eine eindeutige Benennung nicht nur der Originale, sondern auch der Digitalisate zu gewährleisten, werden die Konvolute noch vor der Digitalisierung mit einer Signatur versehen und paginiert. Mit dieser Signatur werden die Konvolute anschließend in iDAI.archives verzeichnet. Normdaten zu Personen werden ebenfalls erstellt und anhand der GND und dem VIAF verarbeitet. Die topographische Verschlagwortung erfolgt in iDAI.archives und wird über Links mit dem iDAI.gazetteer verknüpft.
Während des gesamten Digitalisierungsprozesses bis hin zur Langzeitarchivierung der Daten werden die Praxisregeln der DFG (Merkblatt 12.151 – 12/16) eingehalten. Um die Originale möglichst originalgetreu wiederzugeben und bei der Arbeit am Bildschirm sogar noch eine gewisse Vergrößerung zu ermöglichen, werden die Dokumente über die Mindestauflösung von 300 dpi hinaus in 600 dpi sowie in 24 bit Farbe gescannt. Die Langzeitsicherung der Daten erfolgt im unkomprimierten TIFF-Format (*.tif), die Online-Bereitstellung im JPEG Format (*.jpg). Die durch das Projekt gewonnenen Informationen sowie die Digitalisate werden über iDAI.objects/Arachne und iDAI.archives, sowie über überregionale Informartionssysteme wie Archivportal-D, der Forschung zu Recherchezwecken dauerhaft und frei zur Verfügung gestellt.
Fragestellung
Im Rahmen des Projektes sollen ausgewählte Bestände der sog. Altregistratur bzw. Institutsakten bis 1944, das Luftbildarchiv (Serie RLM) und sechs Teilnachlässe bekannter Altertumswissenschaftler erschlossen und digitalisiert werden. Letztere umfassen Material von Personen, wie dem Bauforscher Georg Kawerau (1856–1909), dem Epigraphiker Walther Kolbe (1876-1943), dem Archäologen Ferdinand Noack (1865–1931), dem Althistoriker Siegfried Lauffer (1911–1986), dem Architekten und Bauforscher Wulf Schaefer (1907–1994) sowie dem Archäologen Paul Wolters (1858–1936), deren wissenschaftliches Wirken auf verschiedenste Art und Weise mit dem DAI Athen verbunden war.
Ausschlaggebend für die Definition und Auswahl der Bestände sind sowohl historische Gründe, wie die Schließung des Instituts 1944, die eine grundlegende Zäsur in seiner Geschichte darstellt, sowie forschungs- und archivinduzierte Kriterien. Bei den Institutsakten handelt es sich um archivierte Dokumente aus der eigenen Schriftgutverwaltung, die in besonderem Maße von der Organisation einer kulturpolitischen Einrichtung wie dem DAI Athen direkt zeugen. Besonders hervorzuheben ist der hohe quellenhistorische Wert dieses Schriftgutes, da es eine für die Gesamtbetrachtung der Geschichte des Instituts wertvolle Gegen- bzw. Ergänzungsüberlieferung ermöglicht.
Die Breite und Fülle der Materialien zeugt von deren überregionalen Bedeutung und Individualität der Bestände. Die vom deutschen Reichsluftfahrtministerium in den Kriegsjahren auf Anregung des DAI zu Forschungszwecken angefertigten Luftbilder dokumentieren flächendeckend Athen und Attika sowie partiell weitere Regionen Griechenlands. Sie übertreffen für diese Gebiete an Qualität und Dichte alle anderen vorhandenen Luftbilder der Zeit und bilden einen Bestand, der über archäologische Fragestellungen hinaus für alle siedlungshistorischen, geologischen, geomorphologischen und historischen Aspekte von unschätzbarem Wert ist. Nicht zuletzt sind die ausgewählten Nachlässe, die sowohl bekannte als auch wenig bekannte wissenschaftliche Unternehmungen ihrer Bestandsbildner dokumentiert, exemplarisch für die Geschichte der deutschen Altertumswissenschaft und für die archäologische Erforschung Griechenlands im späten 19. und 20. Jahrhundert.
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