Ergebnisse
Die Fernerkundungskampagne von 2018 hat zwei wichtige Ergebnisse erzielt.
Erstens hat sie bewiesen, dass ein kostengünstiger, photogrammetrischer Ansatz zur Fernerkundung nicht auf einzelne Objekte oder kleine Standorte beschränkt werden muss, sondern auch in ausgedehnten Landschaften angewendet werden kann. Aufgrund der spärlichen Vegetation der mongolischen Steppe ist die luftgestützte photogrammetrische Modellierung eine kosteneffiziente und relativ einfach anzuwendende Surveymethode. In diesem Fall wurden fast 50 km² innerhalb von nur acht Tagen intensiver Arbeit kartiert.
Zweitens, bereits die vorläufigen Ergebnisse haben unser Wissen über Karabalgasun erweitert. Trotz einiger Unsicherheiten in Bezug auf die Datenqualität, gibt es endlich, fast 130 Jahre nach den ersten Standortmessungen, einen vollständigen, hochauflösenden Plan der Überreste der Stadt. Nach einer ersten Überprüfung des neuen Plans kann Karabalgasun als nomadischer Typ einer städtischen Siedlung bezeichnet werden. Die Stadt hatte die Form eines Kreissegments mit seiner konvexen Seite nach Westen und seiner flachen Seite nach Osten. Die so genannte Tempel- und Palastanlage oder "Kaiserstadt" befindet sich im Zentrum der geraden Ostgrenze. Es handelt sich hierbei um einen genuin nomadischen Stadtgrundriss, der einem herrscherlichen Feldlagerähnelt.
Dieses Wissen wird wesentlich zur Debatte über Urbanismus im nomadischen Umfeld beitragen. Der neue Stadtplan ermöglicht nun eine detaillierte Analyse des allgemeinen Grundrisses und der einzelnen Komponenten der Stadt. Forschungen zur Organisation und Nutzung des städtischen Raums können nun auf einer soliden Datenbasis vorangetrieben werden.
Ebenfalls im Jahr 2018 sammelte das Team Daten in Karakorum und dem angrenzenden Kloster von Erdene Zuu. Neben der Kartierung der mittelalterlichen Stadtwüstung, wurde auch vom Areal Erdene Zuus ein hochauflösendes 3D-Modell durch die Kombination von Video- und Photogrammmetrie erstellt. Das Modell kann in Zukunft für Lehrzwecke genutzt werden und dokumentiert detailreich den aktuellen Zustand.
In der Kampagne 2019 wurden weitere Gebiete um Karabalgasun mit den oben beschriebenen Methoden abgebildet. Darüber hinaus wurde die Datenerfassung in Karakorum ergänzt, um auch hier vollständige Ergebnisse zu erzielen.
