Kulturerhalt
Die mehrjährigen Forschungen und Ergebnisse des archäologischen Projektes Guadalupe haben zu einem Umdenken auf lokaler Ebene geführt. Obgleich es sich bei den heutigen Bewohner:innen Guadalupes überwiegend um Garífuna handelt, deren afrikanische Vorfahren im 17. Jahrhundert als Sklav:innen in die Karibik und von dort ans mittelamerikanische Festland gelangten, fühlen sich diese Menschen an der honduranischen Küstenregion heimisch. Der Kontakt zum Forschungsteam, die Mitarbeit auf der Grabung und die neu erlangten Erkenntnisse über die die lange und bedeutende Kulturgeschichte des nordöstlichen Honduras haben das Interesse an der Geschichte ihrer Region geweckt. Somit tragen die archäologischen Forschungen zu einer gewissen Identitätsfindung bei, obwohl die heutige Lokalbevölkerung keine genetischen Nachfahren der präkolumbischen Gruppe ist. Dagegen leben in der Region weitere indigene Gruppen wie die Pech, von denen noch nicht geklärt ist, ob sie möglicherweise Nachfahren der vorspanischen Bevölkerung sind, die im heutigen Departamento Colón gesiedelt haben. Hier besteht die Hoffnung, dass mit dem Projekt auch diese Gruppen erreicht werden können, wofür bereits Besuche in Pech-Dörfern stattfanden. Dabei konnte das Team auch Wissen z.B. über die Bajareque-Architektur sammeln, von der ebenfalls Überreste bei den Grabungen in Guadalupe entdeckt worden waren.
Auf Wunsch der Bevölkerung von Guadalupe und der benachbarten Ortschaften bis hin zur Departamentshauptstadt Trujillo wurde auf dem Schulgelände in Guadalupe, also nur wenige Meter neben dem ehemaligen Grabungsschnitt, ein kleines Museum zur Präsentation der Ergebnisse der archäologischen Forschungen errichtet. Neben einem Ausstellungsraum enthält der Neubau auch das Funddepot aller in Guadalupe geborgenen Objekte, einen Mehrzweckraum für die Nutzung durch die Schule und Forschende sowie moderne sanitäre Anlagen für Kinder und Lehrkräfte. Der Bau dieses Museums ist auch Teil des Konzepts einer sinnvollen touristischen Erschließung der Küstenregion zwischen Trujillo und Guadalupe. Sowohl bei der Errichtung des Gebäudes als auch im späteren Museumsbetrieb wurden außerdem Arbeitsplätze geschaffen, die in der strukturschwachen Region einen kleinen Beitrag zur Verringerung der Armut leisten können.
Die Bauarbeiten des Museums begannen Ende 2019, mussten jedoch wegen der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Ausgangssperren und Abriegelung des Gebiets um Guadalupe zeitweise unterbrochen werden. Zudem sorgten heftige Hurricans und damit einhergehende Überschwemmungen zu einer Baupause im Herbst 2020. Im Frühjahr 2023 aber konnte das Museumsgebäude endlich fertig gestellt und die Ausstellung am 1. April 2023 unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit eröffnet werden. Seitdem öffnet das Museum täglich den Dorfbewohner:innen, den Schulkindern und insbesondere Touristen und Touristinnen seine Tore.
Des Weiteren konnte für ein europäisches Publikum in Zusammenarbeit mit dem Museum Rietberg in Zürich eine Sonderausstellung mit dem Titel „Die vergessene Küste“ über die Archäologie in Zentralamerika konzipiert werden, in deren Mittelpunkt die Forschungen und Funde des Projekts Guadalupe standen. Nach der Präsentation in Zürich (Januar bis Juni 2021) war die Ausstellung anschließend im BASA-Museum an der Abteilung für Altamerikanistik in Bonn zu sehen (Oktober 2021 bis Februar 2022). Ziel der Ausstellung war es, den Blick auf eine Region der Welt zu lenken, die bisher weder für Archäolog:innen noch für das (Fach-)Publikum von größerem Interesse war. Die Ausstellung sollte zeigen, dass neben dem gut erforschten Andenraum und Mesoamerika mit seinen imposanten Monumentalbauten auch in Zentralamerika beeindruckende kulturelle Entwicklungen stattgefunden haben. Ein Kurzrundgang mit Kurator Dr. Peter Fux durch die Züricher Ausstellung in Videoform findet sich auf Youtube (https://www.youtube.com/watch?v=Pr9x4i24XPY).
Außerdem entstand im Rahmen der Ausstellung ein 50-minütiger Dokumentarfilm über das Projekt Guadalupe, das Nachfolgeprojekt Colón und die archäologischen Feldforschungen in Honduras. Die Dokumentation wurde zudem auf Spanisch synchronisiert, wodurch sie auch von Menschen in Honduras geschaut werden kann. Sie ist auf Youtube frei zugänglich (https://www.youtube.com/watch?v=RdPTj03j8Dw und https://www.youtube.com/watch?v=aDt16edVeeM).
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