Überblick
Karthago war eine der größten Metropolen des westlichen Mittelmeerraums in der Antike. Die urbanistische Entwicklung der Stadt ist seit langem und auch aktuell einer der Forschungsschwerpunkte des DAI Rom. Die Stadt verfügte über ein großes Territorium, auf das sie sich zur Versorgung ihrer Bevölkerung stützte und auf dessen wirtschaftlichem Ertrag sich auch die Handelsmacht Karthagos zu einem bedeutenden Teil stützte. Antike Metropolen der Größe Karthagos sind ohne ein wirtschaftlich starkes Umland nicht existenzfähig gewesen.
Dieses Projekt untersucht die landschaftliche Entwicklung einer bedeutenden Teilregion in Karthagos Umland und ihre Verbindungen zur Hauptstadt, um zu verstehen, welche Wechselwirkungen zur Urbanisierung und zum systematischen Ausbau der Landschaftsnutzung geführt haben. Die gewählte Untersuchungsregion bietet eine ganze Reihe von Ressourcen, die für Karthago wichtig waren und genutzt wurden. Neben der Getreide- und Olivenwirtschaft befanden sich Steinbrüche in der Region, so der Kalksteinbruch Djebel Aziz, dessen Stein in römischer Zeit in Karthago vielfach verbaut wurde. Schließlich war die Region auch von größter Bedeutung für die Wasserversorgung Karthagos: Im Djebel Zaghouan entsprang die Quelle, die Karthago ab dem 2. Jh. mit Frischwasser in so großem Umfang versorgte, dass die Anlage von monumentalen Badeanlagen in der Stadt möglich wurde. Der Aquädukt von Zaghouan wurde von einer weiteren Quelle im rund 30 km gelegenen Jougar gespeist.
Projektbericht
Dieses Projekt geht von der römischen Ausbauphase der landwirtschaftlichen Nutzung und der Erschließung von Ressourcen in der Region zwischen Oued Miliane und Djebel Zaghouan aus. In einer ersten Phase werden Studien an zwei Orten durchgeführt: Abbir Cella, dessen Siedlungsentwicklung mit dem Getreideausbau in der Region zusammenhing, und Jougar, der Ort der Nebenquelle für den Aquädukt von Zaghouan. In beiden Orten soll zunächst beispielhaft verstanden werden, wie die chronologische und funktionale Siedlungsentwicklung sich vollzog. Dabei werden naturwissenschaftliche Prospektionstechniken, digitale Dokumentation und archäologische Sondagen kombiniert. In einem nächsten Schritt wird ein GIS der Region im Hinblick auf Landschaftsentwicklung und Ressourcennutzung erstellt. In einem dritten Schritt soll die Studie auf weitere Orte in der Region ausgeweitet werden und durch weitere naturwissenschaftliche Beprobungen, auch im Hinblick auf Klimaentwicklung, ergänzt werden. Schließlich werden die Ergebnisse mit den Resultaten der Projekte aus Karthago zusammengeführt.
Das Projekt findet in Kooperation mit dem Institut National du Patrimoine (INP) und dem SFB RessourcenKulturen der Universität Tübingen statt. Es ist Teil der Capacity Building Maßnahmen für tunesische Nachwuchswissenschaftler*innen (Link) und wird in diesem Rahmen wesentlich vom Programm der Transformationspartnerschaft mit Nordafrika des Auswärtigen Amts unterstützt.
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