Forschung
Die wissenschaftliche Erforschung der Baubefunde des Stadtheiligtums, die im Heiligtum nach Ende der Ausgrabung des ganzen Temenos drei bedeutende Peripteraltempel, die ihnen zugeordneten Altäre und eine Vielzahl kleinerer Baulichkeiten einschließlich eines Waldes von Votiven umfassen und damit zweifellos, trotz der großen Zerstörung der Bauten im Einzelnen, das komplexeste Bild eines großen Stadtheiligtums im ganzen griechischen Westen vermitteln, hat sich in einer größeren Zahl von Publikationen unterschiedlichsten Zuschnittes niedergeschlagen. Im Fokus standen dabei die Architektur der Sakralbauten, die antike Topographie und Votive.
Die archaischen Haupttempel wurden in den 1960er Jahren von D. Adamesteanu ausgegraben und in der Monographie Metaponto I publiziert. Unter der Leitung von A. De Siena, langjährigem Grabungsleiter und späterem Soprintendent der Basilicata, wurde ab 1975 der ionische Tempel D systematisch erforscht. Dem Tempel ist ein ausführlicher Bericht in den Römischen Mitteilungen gewidmet. De Sienas Erkenntnisse aus den Grabungen nach Adamesteanu haben auch in mehreren, teilweise breiteren, Darstellungen zu einem sehr komplexen Bild des Lebens des Heiligtums geführt.
Die Unternehmungen des DAI Rom in Metapont, die aus einer Einladung der 1964 neu gegründeten Soprintendenz der Basilicata zur ständigen begleitenden Mitarbeit an den großräumigen Ausgrabungen entstanden war, galten vor allem der Erforschung der antiken Topographie und Architektur. Seit 1966 hat das DAI in einzelnen Kampagnen, aber möglichst synchron mit den Ausgrabungen, den in-situ-Bestand und die Bauglieder der nach und nach zutage kommenden Bauten des Stadtheiligtums und der anschließend ausgegrabenen Agora mit dem Haupt-Baukomplex des Theater-Ekklesiasterions in hoher Genauigkeit zeichnerisch und fotographisch dokumentiert, einen alles zusammenfassenden Gesamtplan erstellt und die Aufnahmen schließlich auf die ganze Stadt ausgedehnt. Ein Bericht über den „Plan des Stadtzentrums“ fasst die Forschungen zur historischen Topographie und Architektur nach Beendigung der großflächigen Ausgrabung im ganzen Heiligtum zusammen. Daneben hat D. Mertens an mehreren Orten die Sakralbaukunst von Metapont in einen breiteren entwicklungsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt, und zwar sowohl in ihrer Aussage für die Definition eines die achäischen Kolonien in Unteritalien allgemein kennzeichnenden Landschaftsstiles im Sinne des Versuchs einer Identitätsbestimmung als auch als besonders anschaulicher Beispiele allgemeiner Entwicklungszüge griechischer Baukunst, besonders im Verhältnis der westgriechischen Kolonien zum Mutterland, aber auch zu Mittelitalien. Zuletzt wurde eine elektromagnetische Prospektion eines großen Ausschnittes aus dem ganzen Stadtareal im Auftrag des DAI von der Universität Kiel durchgeführt.
Von besonderer Bedeutung für das Verständnis des Kultbetriebs ist auch die Arbeit von D. Doepner zu den anikonischen Stelen. Das Pendant dazu stellt die durch ihren teilweise sehr großen Zerstörungsgrad schwer zu bearbeitende, aber durch ihre hohe Qualität herausragende figürliche Plastik, vorwiegend aus Marmor, aus dem Heiligtum dar, die von M. Mertens-Horn bearbeitet wird. Zur Votivkoroplastik liegt die Monographie von V. Barberis vor; eine weitere Monographie präsentiert das Material aus der Votivstipe des hellenistischen Tempels E. Schließlich ist die übergreifende historische Untersuchung zu den metapontinischen Kulten von D. Giacometti zu erwähnen. Daneben steht eine Vielzahl von z. T. bedeutenden Aufsätzen zu einzelnen Fundgattungen, etwa von den frühen tönernen Baufriesen von M. Mertens-Horn.
Das Vorhaben beinhaltet die Untersuchung und Veröffentlichung der in den drei Peripteraltempeln A, B und D des Stadtheiligtums von Metapont gefundenen Keramik. Angestrebt ist aber nicht nur die monographische Publikation aller Funde sowie Befunde und deren Deutung, sondern auch die Vorlage der bislang weitgehend unveröffentlichten Grabungsdokumentationen der genannten Kultbauten.
Die Auswertungen des Materials bieten die Chance, einen neuen Beitrag zum Verständnis der Chronologie und Funktionsweise der Tempel im Einzelnen und des Heiligtums im Ganzen zu leisten. Überdies ist es mittels der Untersuchungen möglich, Rückschlüsse auf die Konsumptionsgewohnheiten der Heiligtumsnutzer, auf das Kultgeschehen und sogar auf die Bedeutung von einzelnen Votiven zu ziehen (z. B. Votivdeponierungen und Bauopfer). Die Analyse des vertretenen Warenspektrums bildet zudem u. a. die Grundlage für ein Verständnis des regionalen und überregionalen Kommunikationsraumes, in den das Heiligtum und Metapont einst eingebunden waren.
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