Überblick
Keramiktechnologie, -entwicklung und -nutzung in der Eisenzeit: Untersuchungen zwischen dem späthallstattzeitlichen „Fürstensitzkreis“, der Golassecca- und Estekultur sowie Slowenien (Sveta Lucija-Gruppe)
Prähistorische Keramik ist oft die einzige und gleichzeitig sowohl in unterschiedlicher Qualität wie auch hoher Quantität auftretende Materialgruppe vorgeschichtlicher Fundstellen. Sie gibt vielfach erste und einzige Hinweise auf die Datierung einer Fundstätte. Entsprechend wird sie in der archäologischen Forschung unterschiedlich intensiv auf Formentwicklung, Verzierung und Dekorationstechnik untersucht. In der vorrömischen Eisenzeit fördert die Einführung der Drehscheibentechnik überdies den Sprung vom Haus- zum Handwerk. Aber nicht alle eisenzeitliche Kulturen nutzen diese Technik gleichermaßen – warum?
Bisher sind vor allem die Süd-Nord-Beziehungen im Visier der archäologischen Forschung gewesen, mit der historisch gewachsenen Ansicht, daß der “benachteiligte” Norden auf die Objekte und Statussymbole der mediterranen Völker und ihrer Eliten erpicht war. Kleinobjekte sowie mediterranes Symposiumsgeschirr und Amphoren speziell in den westhallstättischen Elitegräbern des 6.–4.Jhs. v. Chr. schienen diese Annahme zu bestätigen. Insbesondere die Einführung der Töpferdrehscheibe – im Westhallstattkreis etwa um 520 v. Chr., im mediterranen Raum früher – wurde oft als Hinweis von Handelsbeziehungen und eines damit ebenfalls verbundenen Techniktransfers von Süd nach Nord postuliert. Allerdings wurde weder die Technik an sich noch die damit verbundenen Möglichkeiten in einem Rutsch und in allen Kulturen etabliert. So wurde im Westhallstattkreis insbesondere bei Hochformen die Wulsttechnik mit der langsamen Drehscheibe kombiniert, und nicht in allen Gebieten – trotz des sich in den Grabfunden widerspiegelnden Reichtums wie beispielsweise beim Hohenasperg im Stuttgarter Raum – überhaupt angenommen. In einigen eisenzeitlichen Kulturen wie der St. Lucija-Gruppe in Slowenien, aber auch im Golaseccagebiet, wurde diese Art des Keramikaufbaus teilweise nur sehr zögerlich angewandt, obwohl nachweislich intensive Kontakte zu drehscheibenführenden Kulturen bestanden.
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