Nachlass Max Meyerhof

Notizheft 1923, Keimer-Mey 300-1. Notebook 1923, Keimer-Mey 300-1. © DAI Kairo // M. Meyerhof (Bestandsbildner)

Forschung

Max Meyerhof (1874–1945) stammt ursprünglich aus Hildesheim, wuchs dann aber in Hannover auf, wo er zusammen mit seinem Vetter Wilhelm Spiegelberg (1870–1930) das Gymnasium besuchte. Meyerhof studierte an verschiedenen Universitäten Medizin und begann nach der Promotion 1898 als Augenarzt in diversen Kliniken zu arbeiten. Im Winter 1900/01 begleitete er seinen zehn Jahre jüngeren Verwandten Otto Meyerhof (1884–1951) zu einer Reise nach Ägypten, deren Verlauf er in einem Reisejournal festhielt. Augenkrankheiten und vor allem das in Ägypten weit verbreitete Trachom (eine Bindehautentzündung) werden darin regelmäßig erwähnt. Zwar eröffnete Max Meyerhof 1902 noch eine Praxis in Hannover, jedoch ließ er sich unter den Eindrücken seiner Ägyptenreise 1903 in Kairo als Augenarzt nieder. Dabei beschäftigte er sich auch intensiv mit der arabischen Medizin bzw. Medizingeschichte, wofür er in Kairener Bibliotheken und Privatsammlungen mittelalterliche Manuskripte aufspürte, übersetzte und herausgab. Max Meyerhof war 1922 der erste Deutsche, der nach dem Ersten Weltkrieg nach Ägypten zurückkehren durfte. Für seine Verdienste in der Orientalistik sowie beim Wiederaufbau der deutschen Gemeinde in Kairo erhielt er 1928 den Ehrendoktor der Universität Bonn. Der ägyptische König Fuad I. (1868–1936) verlieh ihm den Nil-Orden 3. Klasse. Zu Meyerhofs zahlreichen Mitgliedschaften zählte 1929 die Berufung in die Institutskommission des Deutschen Archäologischen Instituts und 1930 die Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied. Beides wurde ihm 1934 im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wegen seiner jüdischen Herkunft entzogen. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in Kairo als einer der wenigen dort verbliebenen Deutschen und erhielt aufgrund seines exzellenten Rufes 1936/37 auch die ägyptische Staatsangehörigkeit. Während der Judenpogrome war er von Ägypten aus für mehrere jüdische Hilfsorganisationen tätig (siehe Lehnert 2020 ). Meyerhof starb nach langer Krankheit am 20. April 1945. Sein langjähriger Freund Ludwig Keimer übernahm Meyerhofs wissenschaftlichen Nachlass, der dann 1957 als Teil des Keimer-Archivs in das DAI Kairo gelangte (siehe auch Lehnert 2017). Zu den Besonderheiten des Nachlasses gehört ein Reisetagebuch Meyerhofs aus dem Winter 1900/01. Die beiden beim DAI Kairo beschäftigten Schwestern G. Kircher (1925–2020) und W. Kircher dachten bereits in den 1960er Jahren an eine Publikation, was mehr als 40 Jahre später durch I. Lehnert umgesetzt wurde, die das Reisejournal 2017 als kommentierte und illustrierte Edition veröffentlichte.

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Straßenszenen aus dem „Bazar des Drogues, Le Caire“. Daily life in the streets of the „Bazar des Drogues, Le Caire“. © DAI Kairo // M. Meyerhof (Bestandsbildner)
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Meyerhof 1909 in Kairo. Meyerhof in Cairo in 1909. © DAI Kairo // M. Meyerhof (Bestandsbildner)
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Notizheft 1923, Keimer-Mey 300-1. Notebook 1923, Keimer-Mey 300-1. © DAI Kairo // M. Meyerhof (Bestandsbildner)