Geoarchäologische und archäologische Untersuchungen zur Genese und Funktion von Erdwerken in Palau (Mikronesien)

Die Forschungen in Palau widmen sich den monumentalen Erdwerken der Insel Babeldaob. Hunderte dieser Anlagen dominieren das Landschaftsbild, die frühsten Exemplare sind über 2500 Jahre alt. Während die horizontalen Flächen für intensiven Gartenbau genutzt wurden, dienten die höchsten Punkte, die sogenannten Kronen, als Bestattungsorte. 

Das Erdwerk Euid Elked im Staat Aimeliik © CAU Kiel // Christian Hartl-Reiter

DAI Standort  Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  01.07.2019 - 30.04.2023

Disziplinen  Archäologie, Geoarchäologie, Landschaftsarchäologie

Projektverantwortlicher  Dr. phil. Annette Kühlem

Adresse  Dürenstr. 35-37 , 53173 Bonn

Email  Annette.Kuehlem@dainst.de

Team  Julia Gresky, Dipl.-Ing. (FH) Christian Hartl-Reiter, Burkhard Vogt

Laufzeit  2019 - 2023

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  OA - Umweltanpassungen, RGK - Siedlungsdynamiken und Sozialstrukturen, ROM - Sepulkralarchäologie, ZWA - Mensch und Umwelt

Fokus  Feldforschung, Kulturerhalt/Cultural Heritage, Thematische Forschung

Disziplin  Archäologie, Geoarchäologie, Landschaftsarchäologie

Methoden  Datierungsmethoden, Dokumentation, Feldforschung, Grabungsmethoden, Prospektionsmethoden, Räumliche Auswertungen, Structure from Motion (SfM)

Partner  Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen, Bureau of Cultural and Historical Preservation Palau, Referat Naturwissenschaften an der Zentrale, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig

Projekt-ID  2842

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/4635889

Überblick

Das  Projekt untersucht anhand von archäologischen und geoarchäologischen Methoden die Entstehung, Funktion, Zeitstellung und Bedeutung der monumentalen Erdwerke auf der Insel Babeldaob.

Die Erdwerke sind eines der eindrucksvollsten Beispiele von anthropogener Landschaftstransformation in Ozeanien. Heute ist die Insel Babeldaob nur sehr spärlich besiedelt, doch die monumentalen Erdwerke zeigen, dass hier vor über 2000 Jahren eine zahlreiche Bevölkerung gelebt haben muss. Millionen Tonnen von Baumaterial wurden transportiert und verbaut. Dies bedurfte den Einsatz vieler Arbeitskräfte, die gut organisiert und koordiniert waren.

Die Erdwerke Palaus stellen das früheste Zeugnis von Monumentalität in Ozeanien dar. Hierüber konnte Eliten ihre Macht über viele Menschen weithin sichtbar machen.

Geoarchäologische Forschungen zu den Konstruktionstechniken und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand liefern Anhaltspunkte für die Rekonstruktion von Bevölkerungszahlen und sozialer Organisation. Sediment- und Mikrofossilanalysen geben Hinweise auf die Entstehung und ehemalige Nutzung der Anlagen. Untersuchungen zu den Auswirkungen von Erosion auf die Erdwerke zeigen, dass die Baumeister*Innen beste Kenntnisse bezüglich der Bodenstabilität hatten. Archäologische Befunde wie Grabkontexte auf den höchsten Punkten der Erdwerke geben Hinweise auf die sozio-kulturelle Bedeutung. Die Dokumentation oraler Traditionen untersucht Kontinuitäten zur heutigen Bevölkerung Palaus.

Projekt News & Blogbeiträge

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FORSCHUNG

Erste Skelettfunde auf der palauischen Insel Babeldaob, Mikronesien

22.12.2021 | Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen

Funde ermöglichen erste Einblicke in Bestattungssitten der Erbauer der gewaltigen Erdwerke Palaus

Erosionskontrolle, Gartenbau und letzte Ruhestätte der Eliten - Die Monumentalen Erdwerke Palaus

Vier Jahre lang wurden die Erdwerke des Inselstaats Palau intensiv wissenschaftlich untersucht. Obwohl mündliche Überlieferungen eigentlich in Palau auch heute noch große Bedeutung haben, gibt es so gut wie keine Informationen über die riesigen Erdwerke, die die Landschaft so stark dominieren. Interdisziplinarität und die Zusammenarbeit mit palauischen Experten und Wissenschaftlern aus aller Welt hatten somit eine besondere Bedeutung um die offenen Fragen bezüglich der Anlagen zu klären. Für die Untersuchungen wurden 14 Erdwerke auf der Insel Babeldaob ausgewählt.

Das Projekt war in drei Phasen gegliedert und die Arbeiten erlaubten es, ein sehr umfassendes Bild der Erdwerke zu bekommen - von Flugaufnahmen der riesigen Erdwerkkomplexe bis hin zu kleinsten Hinweisen auf frühere Nutzung unter dem Mikroskop.

In der ersten Projektphase wurden mittels Drohnenflügen detaillierte digitale Höhenmodelle der Analge erstellt. In der zweiten Phase wurden an 10 ausgewählten Erdwerken insgesamt 42 geoarchäologische Schnitte ausgegraben, um die Konstruktionstechniken, die Funktion(en) und die Auswirkungen von Erosion zu untersuchen. In der dritten und letzten Phase wurden größere archäologische Ausgrabungen auf den höchsten Punkten, den sog. Kronen, dreier Erdwerke durchgeführt. Hier galt es zu untersuchen, wofür diese hohen und nur schwer zugänglichen Kronen genutzt wurden und welche Bedeutung sie einst hatten.    

Abb. 11 Luftbild des Erdwerkes Ngerbuns el Bad mit Lage der Sondagen / Fig. 11 Aerial view of the earthwork Ngerbuns el Bad with the location of the test pits
// Christian Hartl-Reiter
Abb. 6 Digitales Höhenmodell des Erdwerkes Ngerbuns el Bad auf der Insel Babeldaob, Palau / Fig. 6 Digital elevation model of the earthwork Ngerbuns el Bad on Babeldaob Island, Palau
// Christian Hartl-Reiter / Doris Schäffler
Erdwerk Euid Elked im Staat Aimeliik © DAI // Christian Hartl-Reiter
Besuch einer Schulklasse am Fundort Ngerbuns el Bad im Staat Aimeliik © DAI // Christian Hartl-Reiter
Geoarchäologische Sondage am Fuß der Krone des Erdwerks von Ngerbuns el Bad © DAI // H.-R. Bork
Rechteckiger Graben und Vertiefung in der Krone des Erdwerks Ngermedangeb im Staat Ngatpang © DAI // Christian Hartl-Reiter
Grabungsschnitt auf der Krone des Erdwerks Ngerbuns el Bad © DAI // Christian Hartl-Reiter
Individuen 1-1, 1-2 und 1-5 © DAI // Annette Kühlem
In verwittertes vulkanisches Gestein (Saprolith) eingetiefte Grabgruben in der Krone des Erdwerks Ngerbngei © DAI // M. Moore
Das Grabungsteam mit politischen und traditionellen Würdenträgern am Fundort Ngerbuns el Bad © DAI // M. Moore