Überblick
Die antike Siedlung Abbir Cella (Henchir en Naâm) liegt im Norden Tunesiens, unmittelbar nördlich des Oued Miliane und der Hauptsiedlung der Region, Thuburbo Maius. Sie befindet sich nur wenige Kilometer von dem sog. schwarzen Kalksteinbruch („Nero antico“) von Djebel Aziz entfernt, der in römischer Zeit in großem Umfang abgebaut wurde. Abbir Cella liegt in einer fruchtbaren Landschaft, deren Böden bis heute vor allem für den Getreideanbau genutzt werden, ergänzt durch Weidewirtschaft und den Anbau von Oliven und anderen Früchten.
Das Projekt zielt insbesondere auf die Schaffung und Entwicklung eines GIS ab, das alle archäologischen Ausgrabungs- und Survey-Daten, topografische Daten und Daten zu den Landschaftsressourcen berücksichtigt, die während der letzten Kampagnen vor Ort ermittelt wurden. Dieses GIS soll diese Daten in einem integrierten System untersuchen und verschiedene Analysen zur Landschaftsentwicklung, Ressourcennutzung und Geoverarbeitung durchführen.
Die Verarbeitung von georeferenzierten, multitypologischen Datenbanken wird sich insbesondere auf die Beziehung zwischen Menschen, Umwelt und Ressourcen konzentrieren. Diese Analysen könnten sehr nützliche Informationen über Siedlungsentscheidungen sowie Interpretations- und Vorhersagemodelle für die Entwicklung von antiken Siedlungen liefern.
Projektbericht
Die Siedlung wurde vor diesem Projekt nur in oberflächlichen Surveys untersucht. Ein Keramiksurvey bestätigte den chronologischen Rahmen: Nur wenige Stücke datierten vor das 3. Jh., die hauptsächliche Besiedlung erstreckte sich vom 3. bis in das 6. Jh., danach nehmen die datierbaren Keramikfunde ab, die jüngsten Stücke datierten in das 7. Jh. Um die topographische Aufnahme der oberirdisch noch sichtbaren Baureste durch eine stratifizierte Chronologie zu ergänzen, wurden zwei Sondagen in unterschiedlichen Bereichen der Siedlung angelegt: Im nördlichen Siedlungsbereich an einem öffentlichen Bau, dem Theater, und im südlichen Bereich in einem Bau, der bereits durch eine Raubgrabung gestört worden war und in dem eine kaiserliche Inschrift sowie dekorierte Bauteile ebenfalls auf einen Bau öffentlichen Charakters hinwiesen. In einem abschließenden Schritt schließt die Fortsetzung der Dokumentation des Fundplatzes mit der Drohne und eine geophysikalische Prospektion die Datenerhebung ab. Alle diese Daten werden dann in der GIS-Anwendung verarbeitet. Die Ausgrabungs- und GIS-Daten werden auch in die Datenbank des iDAIField des Deutsches Archaeologisches Institut (D.A.I.) eingepflegt und stehen damit allen zur Verfügung.
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