Das "Prile-Projekt". Etruskische Häfen an der Prile-Lagune

Sicht von Vetulonia auf die Grosseto-Ebene © C. Colombi // C. Colombi

Ergebnisse

Vorläufige Ergebnisse

2016 wurde ein neues Projekt zur Erforschung der Prile-Lagune gestartet. Das interdisziplinäre Vorhaben zeichnet sich durch zwei Hauptfragestellungen aus. Zum einen wird der Frage nachgegangen, ob Vetulonia Anlegestellen und Häfen direkt an den Küsten der Bucht des Prile hatte und wo sich diese befunden haben können. Zum anderen wird – in Zusammenarbeit mit dem Institut für Physische Geographie der Freien Universität Berlin – eine Rekonstruktion des Küstenverlaufes des Prile-Sees und dessen Entwicklung angestrebt, um Erkenntnisse zur Ausdehnung, zur Versandung und zur Schiffbarkeit der Bucht in etruskischer Zeit zu gewinnen.

In 2016 und 2017 wurden geomagnetische Prospektionen an verschiedenen Stellen durchgeführt, die auf Grund ihrer Topographie und ihrer bevorzugten Anbindung zur etruskischen Siedlung als mögliche Bereiche für eine Anlegestelle in Frage kamen. Am Ende einer der Hauptstraßen zur Siedlung konnten mehrere antike Strukturen und eine gebogene, monumentale Struktur identifiziert werden. Die Fundstelle - Badia Vecchia - wurde daraufhin Gegenstand einer archäologischen Ausgrabung. Zwischen 2019 und 2022 wurde in drei Kampagnen eine Sondage untersucht. Hier konnten ein Abschnitt der monumentalen, gebogenen Mauer sowie ein Raum auf der Terrasse erforscht werden. Die Arbeiten bestätigen, dass es sich bei der monumentalen Struktur um eine Mauer aus massiven Steinblöcken handelt, die als Terrassierung für ein dicht bebautes Areal diente. Reste von architektonischen Terrakotten, Gebrauchs- und Feinware, Produktionsabfälle und ein Dachziegel mit etruskischen Buchstaben zeugen von der Vielseitigkeit der Aktivitäten, die in diesem Areal stattfanden. Das Fundmaterial erlaubt zudem eine Datierung der ältesten Phasen des Areals in das 5. Jh. v. Chr. Die Anlage blieb bis in hellenistischer Zeit in Benutzung und wurde zwischen der zweiten Hälfte des 2. und der ersten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. verlassen und zerstört.

Zwei Bohrkampagnen 2018 und 2021 in der Ebene östlich der Siedlung führten erstmals zur Dokumentation antiker Seesedimente in der unmittelbaren Umgebung von Vetulonia. Antike Gewässer schienen sich demnach östlich von Vetulonia bereits seit dem Frühholozän bis in die Zeit der Etrusker und Römer - und an gewissen Punkten bis in die Neuzeit - befunden zu haben. Die Analysen der chemischen Zusammensetzung der Sedimente und ihrer Beschaffenheit führten zudem zur Annahme, dass die Lagune in der Antike in diesem Bereich schiffbar war.

Das Ufer der Lagune befand sich somit unmittelbar im Süden der monumentalen Anlage in der Fundstelle Badia Vecchia. Obwohl Anhaltspunkte für eine Deutung als Hafenanlage fehlen, handelt es sich hierbei wohl um eine ufernahe Infrastruktur, die an einer strategischen Stelle zwischen der Hauptzugangstrasse zur Siedlung und der Lagune befand.

Die Grabungskampagnen fanden in enger Kooperation mit der Gemeinde von Castiglione della Pescaia und der Soprintendenza Archeologia Belle Arti e Paesaggio per le province di Siena, Grosseto e Arezzo durchgeführt. An den Grabung haben Student*innen verschiedener italienischer Universitäten teilgenommen mit der Unterstützung der Associazione Archeologica Culturale Isidoro Falchi von Vetulonia.

Medienmitteilungen:

https://www.dainst.org/-/neues-aus-etrurien-erste-grabungskampagne-in-vetulonia-erfolgreich-abgeschlossen

https://www.dainst.org/-/leben-an-der-lagune-bohrungen-und-grabungskampagne-bei-vetulonia-erfolgreich-abgeschlossen

https://www.dainst.org/-/auf-den-spuren-der-etrusker-dritte-grabungskampagne-bei-vetulonia-erfolgreich-abgeschlossen