GymnAsia: Gymnasien und athletische Kultur im Westen und Süden Kleinasiens in Hellenismus und Kaiserzeit

Patara (Lykien): Weihung einer Herakles-Statue durch Daliades, den stellvertretenden Gymnasiarchen der jungen Männer (Neoi). © Universität Münster // K. Zimmermann

Forschung

Fragestellung

Kennzeichen des Forschungszeitraums sind eine immer größere Verbreitung und Popularität sportlicher Wettkämpfe (Agone) und eine überragende Bedeutung der Gymnasien, die zu einer zentralen Institution der Poleis und einem emblematischen Element ihrer Stadtlandschaft wurden. Im Lauf ihrer Geschichte von mehr als sechs Jahrhunderten erfuhren die Gymnasien zahlreiche Veränderungen in Aussehen, Nutzung und Bedeutung. Dasselbe gilt für andere Bauten, die der Veranstaltung von Wettkämpfen dienten, etwa Stadien und Hippodrome. Dieser Komplex der agonalen und gymnasialen Kultur ist trotz einer Fülle von epigraphischen und archäologischen Quellen noch nie Gegenstand einer umfassenden historischen Studie gewesen. Dazu ist es notwendig, beide Phänomene – Agone und Gymnasien – in ihrem Zusammenhang und auf Grundlage aller verfügbaren Quellen zu untersuchen und sowohl den Hellenismus als auch die Kaiserzeit in den Blick zu nehmen.

Forschungsziele

Ziel des Projekts GymnAsia ist es, eine solche systematische Untersuchung am Beispiel von Kleinasien vorzunehmen. Diese Region bietet sich aufgrund ihrer Materialdichte und kulturellen Vielfalt besonders für eine Studie zu diesem Thema an. Differenzierte Betrachtung der einzelnen Städte und Vergleiche zwischen den Regionen sollen es erlauben, Entwicklungen innerhalb des untersuchten Raumes genauer zu beschreiben und auf dieser Grundlage über allgemeinere Tendenzen des Hellenismus und der Kaiserzeit zu reflektieren. Fragestellung und Arbeitsmethoden wurden in einer vom LabEx LaScArBx und von der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI gemeinsam finanzierten Pilotphase (2018-2020) an zwei "Testregionen" im Südwesten Kleinasiens erprobt. Es handelt sich um die Landschaften Karien und Lykien, die seit langem zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts Ausonius und der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik gehören. Eine dreijährige Finanzierung im Rahmen des gemeinsamen Programms von ANR und DFG (April 2021 – März 2024) erlaubt es nun, das Projekt auf das gesamte westliche und südliche Kleinasien einschließlich der vorgelagerten Inseln auszudehnen. Das relevante Material wird in einer Datenbank gesammelt, die später durch AusoNHum online veröffentlicht werden soll. Die Datenbank soll es nicht nur ermöglichen, unmittelbar auf die verschiedenen Belege für ein bestimmtes Monument, eine bestimmte Institution oder eine bestimmte Stadt zuzugreifen und die Quellen miteinander in Beziehung zu setzen, sondern auch zusätzliche Perspektiven der Analyse auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene eröffnen. In einem weiteren Ausbauschritt wird es möglich sein, aus der Datenbank Karten zu generieren, die zu allen Aspekten des Themas einen diachronen und geographischen Überblick geben.

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GymnAsia: Das Untersuchungsgebiet © Université Bordeaux Montaigne // F. Delrieux
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Patara (Lykien): Blick auf das Stadtzentrum. Ein Gymnasium wird in den unerforschten Bereichen in der Bildmitte vermutet. © DAI München // C. Schuler