Ergebnisse
Während der seit 1969 jährlich stattfindenden Kampagnen wurde ein Gerüst der Entwicklung über einen Zeitraum von gut 5000 Jahren erarbeitet. Dies betrifft die Stadtentwicklung und einzelne Monumente in ihrer chronologischen und topographischen Entwicklung. Begleitet wird dies von Rekonstruktionsvorhaben wie etwa den Tempeln der Göttin Satet, deren bauliche Entwicklungsstufen im Gelände wiedererrichtet wurden und deren Erforschung Erkenntnisse zur Kult- und Rituallandschaft des Ortes zulässt. Auch eine Reihe von Wohnquartieren des 3. Jt. v. Chr. bis 1. Jt. n. Chr. ist mittlerweile in ihren Forschungsergebnissen veröffentlicht und im Gelände zu besichtigen. Elephantine ist im 4. Jt. v. Chr. Zunächst nur einer unter vielen Siedlungspunkten im oberägyptisch-unternubischen Raum. Die Untersuchungen zeigen, wie es im frühen 3. Jt. v. Chr. zu einer Bevölkerungsverdichtung kommt, im Zuge derer die überwiegende Zahl der nubischen wie ägyptischen Regionalbevölkerung in der Stadt, die nun auch eine Befestigung aufweist, wohnen. Von der mittleren 2. Dynastie (um 2750 v. Chr.) an liegen in Gestalt von zahlreichen Siegelverschlussfragmenten die ersten Hinweise auf eine umfassende Verwaltungsaktivität vor. In diesem System spielte auch der Tempel der Göttin Satet eine wichtige Rolle als Zentrum des sozialen, wirtschaftlichen und spirituellen Lebens. Zunächst in einer natürlichen Felsnische gelegen, kann seine Geschichte beginnend mit der ersten bescheidenen Hüttenanlage von ca. 3300 v. Chr. an verfolgt werden. Neben der an sich einfachen Ziegelarchitektur ist hier das Fundgut mit einem weiten Spektrum an Votiven für das Verständnis der Religion vor allem des 3. Jt. v. Chr. eine reiche Quelle. Als weitere Schaltstelle der Zentralgewalt kann eine Verwaltungsanlage mit angeschlossener Stufenpyramide aus der 3. Dynastie (um 2650 v. Chr.) angesehen werden. Gleichfalls im 3. Jt. v. Chr. entsteht ein Kult der Expeditionsleiter des Alten Reichs, der auf Elephantine vor allem durch Funde aus einem Gebäudekomplex der späten 6. Dynastie (um 2200 v. Chr.) belegt ist. Hieraus entwickelt sich eine Kultkontinuität, in der seit ca. 2000 v. Chr. nur noch die Person des Heqaib belegt ist. Die Stadtplanung des späten 3. Jt. v. Chr. ist mit annähernd rechtwinklig angeordneten Straßenzügen bis ins frühe Mittlere Reich greifbar. Eine Großküche hat hier wohl für einen größeren Personenverband Speisen zubereitet. Im anschließenden Mittleren Reich (2000-1700 v. Chr.) ist anhand von großen Mengen von Siegelabdrücken wiederum die Einbindung der Bewohner in zentral gesteuerte Verwaltungsvorgänge greifbar. Die Wohnbauten sind nun erstmals mit einzelnen, an heutigen Familiengrößen orientierten Hausparzellen bezeugt. Eine dichte königliche Bauaktivität ist im Rahmen der Verstaatlichung der Götterkulte auch auf Elephantine zu beobachten. Die Tempel der späteren 11. und 12. Dynastie (um 2050 - 1950 v. Chr.) bieten zugleich die Bühne für das landesweit bedeutende Fest der Nilflut, mit dem im Kult das lebenswichtige Flutereignis begleitet wurde. In der 13. Dynastie (um 1750 v. Chr.) wird noch stärker als zuvor die räumliche Nähe nubischer Kulturträger deutlich. In annähernd jedem Fundkomplex erscheinen nun Keramikerzeugnisse der Medja-Nomaden, die in unmittelbarem Umkreis der Stadt siedelten. Die veränderte Situation, mit einem erstarkenden Reich von Kerma im Süden, bringt wohl auch die Neuerrichtung einer Stadtmauer mit sich, die nun fast den gesamten hochwasserfreien Südbereich der Insel einschließt. Die Schichten des fortgeschrittenen Neuen Reiches sind in der Siedlung schlecht erhalten, doch deuten die wenigen Reste auf großzügige Anlagen mit polychromen Wandmalereien hin. Dekorierte Türgewände geben gleichfalls Aufschluss zur Oberschicht dieser Zeit. Aus dem frühen Neuen Reich sind dagegen mit dem Satet- und dem Chnumtempel zwei Neubauten der 18. Dynastie (um 1480-1450 v. Chr.) belegt. Wieder wird dem natürlichen Flutereignis eine Inszenierung im Festkult mit einer Wasserrinne durch den Tempel der Satet gegenübergestellt. Die erneute Unsicherheit der Grenze spiegelt sich mit Erneuerungen der Stadtmauer in der 3. Zwischenzeit wieder. Ihr folgt die Übernahme Ägyptens durch die sudanesischen Herrscher von Napata, der 25. ägyptischen Dynastie (um 750 v. Chr.). Nach einer Phase der Restauration während der 26. Dynastie, die besonders unter Psammetich II. (595-589 v. Chr.) einen neuen Aufschwung im Chnumtempel in Bezug auf Ausstattung und Bautätigkeit erlebt, ist im 5. Jh. v. Chr. der nächste wichtige Punkt der Stadtentwicklung mit dem aramäischen Stadtbezirk und dem jüdischen Tempel gegeben. Innerhalb des Stadtzentrums bestand hier als Grenzgarnison im Vielvölkerstaat des Perserreichs eine Präsenz jüdischer Soldaten und ihrer Familien. An der Wende zum 4. Jh. v. Chr. endet die Beleglage für diese Kolonie. Die 30. Dynastie ist auf Elephantine vor allem mit dem großen Chnumtempel Nektanebos II. (360-343 v. Chr.) verbunden, der eine Serie von neuen Sanktuarbauten und –erneuerungen einleitet. Am Ende dieses Prozesses, der auch den Satettempel mit einem Neubau um 150 v. Chr. betrifft, wird die Theologie von Elephantine auch architektonisch mit einer Vielzahl kleiner Tempel und Sanktuare entfaltet. Aus dieser Phase ist auch der Kultbezug zu den Nilometern deutlich vorhanden. Die Spätantike ist seit dem frühen 5. Jh. n. Chr. mit einer Vielzahl von Einbauten aus dem Chnumtempel gut belegt: Im Schutz der Umfassungsmauer der stillgelegten Göttertempel entsteht in frühchristlicher Zeit zunächst eine Militäransiedlung, an der sich bald eine urbane Entwicklung ablesen lässt. Zahlreiche größere und kleinere Kirchen gehören zu diesem jüngsten Baubestand, bevor im 10./11. Jh. die Besiedlung von Elephantines Haupthügel endet.
Publikationen
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