Forschung
Nach einer ersten Kartierung des Platzes 1843 durch die königlich preußische Expedition unter der Leitung von R. Lepsius führte J. de Morgan 1894-1895 Ausgrabungen an den Pyramiden und Privatgräbern des Mittleren Reiches durch und machte dabei spektakuläre Schmuck und Statuenfunde, die sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo befinden. In den Jahren 1951-55 erforschte Ahmed Fakhry die Knickpyramide und die zugehörenden Tempel bis es zur Sperrung des Gebietes durch das Militär kam. 1957 führt der Amerikaner Musès Ausgrabungen an der Pyramide des Imeny-Qemau aus der 13. Dyn. und umliegenden Gräbern des Alten Reiches im Süden von Dahschur durch. 1975 erhielt das DAI-Kairo die Grabungskonzession für Dahschur. Das DAI erforschte seit 1975 bis 1980 die Pyramide Amenemhets III. und ihr Umfeld und seit 1981 die Rote Pyramide mit den zugehörigen Mastabagräbern und Werkstätten. Das Metropolitan Museum, New York beschäftigt sich seit 1990 mit dem Pyramidenkomplex Sesostris III. in Dahschur. Seit 1997 gräbt die japanische Waseda Universität, Tokio in einer Nekropole des Mittleren und Neuen Reiches im äußersten Norden von Dahschur. Seit 2000 hat sich die Freie Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DAI Kairo der Erforschung eines Friedhofs der Pyramidenstadtbewohner östlich der Roten Pyramide, der Lokalisierung der Pyramidenstädte und Taltempel und der Erforschung eines Reihenfriedhofs von Höflingen, der zur Pyramidenanlage Amenemhets II. gehört, zugewandt. Weiterhin erforscht das DAI-Kairo seit 2007 erneut die Knickpyramide und deren Taltempel. Seit 2008 beschäftigen sich das DAI und das Geographische Institut der FU-Berlin mit dem unteren Aufweg der Knickpyramide, dem vorgelagerten Hafen und in diesem Zusammenhang mit landschaftsarchäologischen Fragestellungen.
Noch immer sind in Dahschur nicht alle großen Denkmäler erforscht. Deswegen kommt der Primärdokumentation der Pyramidenanlagen mit ihren Tempeln und Aufwegen, der Friedhöfe königlicher Familienangehöriger, Beamter und Priester erste Priorität zu. Nur ansatzweise untersucht sind auch die im Zusammenhang mit den Pyramidenbauten entstandenen Arbeitersiedlungen und Werkstätten und die am Fruchtlandrand gelegenen Taltempel und Pyramidenstädte, die sich in Dahschur häufig besser als in anderen königlichen Nekropolen erhalten haben. Weiterhin soll im Rahmen eines landschaftsarchäologishen Projekts die antike Landschaft von Dahschur mit ihren Veränderungen und anthropogenen Überformungen verstanden werden. Ziel des Projekts ist eine chronologisch differenzierte, GIS gestützte Rekonstruktion der antiken Landschaft von Dahschur mit ihren archäologischen Denkmälern.
Archäologisch sollen die erst teilweise bekannten am Fruchtlandrand gelegenen Taltempel und Pyramidenstädte lokalisiert werden. Konkretes archäologisches Ziel ist die Erforschung des am Aufweg zur Knickpyramide gelegenen Tempels und seines talseitigen Zuwegs und des vorgelagerten Hafens. Weiterhin sollen die Pyramidenstädte des Alten und Mittleren Reiches, insbesondere die südliche Pyramidenstadt des Snofru lokalisiert werden.
Im Vordergrund stehen nach wie vor die traditionelle Ausgrabung und Dokumention der archäologischen Befunde und Architektur .
Magnetometrische Messungen und elektrische Widerstandmessungen geben Auskunft über die Lage, Form und Ausdehnung archäologischer Denkmäler. Bohrungen ermöglichen Rückschlüsse auf Lage, Niveau und Art archäologischer Stätten.
Methodisch ist das landschaftsarchäologische Projekt in Dahschur an der Schnittstelle zwischen Archäologie und Physischer Geographie verortet. In Dahschur wurden zahlreiche Bohrungen mit einem Handbohrer durchgeführt. Auf der Grundlage von sedimentologischen und geomorphologischen Methoden werden werden Paläoumweltbedingungen rekonstruiert und Veränderungen im Relief und Geländeniveau ausgewiesen. Die Einrichtung eines geographischen Informationssystems soll großräumige geographische Analysen ermöglichen. Visualisiert werden soll die eindrückliche, symbolisch kodierte Lage der Heiligtümer in ihrer ursprünglichen Landschaft. Die räumlichen Beziehungen der Heiligtümer untereinander, ihre Sichtbarkeit vom Fruchtland respektive von den Siedlungen sowie Kult- und Blickachsen insbesondere von der Hauptstadt des Alten Reiches, Memphis und von zentralen Heiligtümern wie dem Obelisken von Heliopolis sollen mit Hilfe einer GIS-gestützten Datenbank ermittelt werden.
Paläobotanische Untersuchungen ermöglichen Einblicke in die benutzten Hölzer und geopferten Pflanzen. Es steht zu hoffen, dass zukünftig auch Pollenanalyse durchgeführt werden kann, um Kenntnis über den antiken Pflanzenbewuchs zu erhalten.
Humananthropologische und paläopathologische Untersuchungen an den zum Teil sehr gut erhaltenen Skeletten geben Aufschluss über die Alters- und Geschlechtsverteilung und Gesundheits, Krankheits- und Ernährungsstatus von Hofbeamten und Bewohnern der Pyramidenstädte in gut eingrenzbaren Zeiträumen des Alten Reichs.
Ein grosses Potential würde die naturwissenschaftliche Untersuchung von Relikten aus den Arbeitersiedlungen und Werkstätten aus der Zeit der Pyramidenbauten bergen.
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