Entstehung und Verbreitung der Sieben-Schläfer-Verehrung im Mittelmeerraum. Archäologische und ikonographische Studie zur Ausbildung des Kultes und der Folgen der internationalen Wallfahrt

Raum & Zeit

Das Sieben-Schläfer-Zömeterium liegt außerhalb des Stadtgebietes von Ephesos in einer Felsschlucht an der Ostseite des Panayırdağ, von seiner Terrasse blickt man über das Tal nach Osten bis zum Aya Soluk und auf die Johannes-Basilika. In der Antike musste man vermutlich unter den Bögen des unterhalb am Hang entlanglaufenden Aquädukts hindurchgehen, bevor man durch das wie ein Querriegel vorgelagerte Vestibül die sich auf mehreren Ebenen erstreckende Anlage betreten konnte.

Einer erstmals beim Syrer Jakob von Sarug um 500 n. Chr. überlieferten Legende nach sollen unter Kaiser Decius sieben junge Männer wegen ihres christlichen Glaubens in einer Höhle eingemauert worden und in einen tiefen Schlaf gefallen sein. Erst im Jahr 446 seien sie kurz zum Leben erwacht, um Theodosius II. das Geheimnis der leiblichen Auferstehung zu bestätigen. Als sie dann bald darauf endgültig verstarben, habe der Kaiser über ihrer Höhle, in der man sie wieder bestattete, aus Verehrung eine Kirche errichten lassen. Durch die Übersetzung der Legende ins Lateinische in der Legenda Aurea durch Gregor von Tours fand die Geschichte weiteste Verbreitung auch im Westen, und durch die Aufnahme in den Koran (Sure 18) erfahren die Schläfer zugleich auch im Islam bis heute hohe Verehrung. Das Heiligtum der Sieben Schläfer ist in den Schriftquellen seit dem frühen 6. Jh. als Ziel von Pilgerfahrten nach Ephesos belegt, und es blieb bis über die byzantinische Zeit hinaus eine berühmte internationale Wallfahrtsstätte.