Nachlass Ludwig Keimer

Sammlung der Keimerkonvolute. Collection of the Keimer convolutes. © DAI Kairo // B. Ezzat

Raum & Zeit

Ludwig Keimer

Ludwig Keimer (1892–1957) stammt aus einem kleinen Ort in der Eifel und wuchs als Sohn eines Försters in Haselünne auf. In seinen Studienjahren (1912–1924) erlangte er drei Doktortitel und hörte nebenbei ägyptologische Vorlesungen in Berlin bei Adolf Erman (1854–1937). Beeinflusst von der mehrjährigen Zusammenarbeit mit dem Afrikaforscher und Botaniker Georg Schweinfurth (1836–1925) verschob sich Keimers Interesse auf naturwissenschaftliche Themen, insbesondere auf die Flora und Fauna Ägyptens. Dies spiegelt sich bereits in seiner ersten größeren Publikation „Die Gartenpflanzen im alten Ägypten“ von 1924 wider, deren geplante Folgebände an Geldmangel scheiterten. Wenige Jahre später, 1928, ließ sich Keimer in Kairo nieder, wo er nach einer Abmachung mit Jean Capart (1877–1947) finanziell von der belgischen „Fondation Égyptologique Reine Élisabeth“ unterstützt wurde. In den 1930er Jahren baute er die Historische Abteilung des neu gegründeten Landwirtschaftsmuseums in Kairo auf, lehrte an der Universität Kairo (Université Fouad Ier) sowie in Alexandria und war Privatdozent der deutschen Universität in Prag, womit auch die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verbunden war. Die deutsche hatte Keimer aus Protest gegen das nationalsozialistische Regime in Deutschland aufgegeben, sprach und schrieb fast ausschließlich Französisch und nannte sich Louis. Trotzdem wurde er während des Zweiten Weltkriegs von den britischen Militärbehörden in Kairo von 1940–1942 interniert. Keimer war eng mit Max Meyerhof befreundet, der ihm schon zu Lebzeiten Bücher schenkte. Nach Meyerhofs Tod 1945 erhielt Keimer weitere, überwiegend wissenschaftliche Materialien als Teilnachlass von Meyerhof. Keimer besaß eine der größten Privatbibliotheken über Ägypten, die er durchreisenden Gelehrten gerne zur Verfügung stellte. In akademischen Kreisen war er als „Lieber Ludwig“ Anlaufstelle für Fragen aller Art und war bekannt als Sammler von Antiquitäten. Ausgezeichnet mit verschiedenen Orden galt er als ein geschätztes Mitglied in zahlreichen Gesellschaften wie z. B. als Vize-Präsident im Institut d’Égypte. 1951 erhielt er die ägyptische Staatsbürgerschaft. Um diese Zeit betätigte sich Keimer auch als Ethnograf, reiste mehrmals nach Assuan in das dortige Bischarinlager und in den Sudan. Es war ihm nicht vergönnt, alle seine Forschungsergebnisse zu veröffentlichen. Im Mai 1957 verkaufte er seine Bibliothek an das DAI Kairo und starb drei Monate später, am 16. August 1957 in Kairo.