Buto. Forschungen zur Siedlungs- und Umweltgeschichte

Blick zum Kom von Norden aus. © DAI Kairo // U. Hartung

Ergebnisse

4000 Jahre Buto

Geomorphologische Untersuchungen deuten auf Verschiebungen der Wasserwege hin, was möglicherweise ein Grund für die wechselvolle Geschichte Butos ist. Denn der Ort scheint zwischen dem ausgehenden 3. und frühen 1. Jt. v. Chr. nicht besiedelt gewesen zu sein. Buto erstreckt sich heute noch über eine Fläche von knapp einem Quadratkilometer und die Schichtungen stehen bis zu 20 m höher als die Umgebung an. Sichtbar sind allerdings meist nur die Strukturen der späteren Besiedlungsgeschichte, vor allem aus der griechisch-römischen Periode (ausgehendes 4. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.).
Schichtungen der älteren Besiedlungsperiode, vom frühen 4. Jt. bis zum fortgeschrittenen Alten Reich im späten 3. Jt., befinden sich hingegen nicht nur unter der heutigen Oberfläche, sondern auch oft unter dem Grundwasserspiegel. Für die Erfoschung der frühsten Besiedlungsgeschichte wurde eine 2100 m² große Fläche unter der Leitung von U. Hartung untersucht, in der sich lückenlos mehr als 1000 Jahre Siedlungsgeschichte ab dem frühen 4. Jt. bis zum beginnenden Alten Reich um ca. 2700 v. Chr. verfolgen lassen (sog. E-Schnitte). Die ältesten Schichten konnten nur in kleineren Schnitten und mithilfe von Pumpen untersucht werden. Trotz dieser Schwierigkeiten sind die Ergebnisse spektakulär: Sie zeigen z. B. die langsame Herausbildung eines gesamtägyptischen Staats. Die ältesten Siedlungsreste datieren in in das 4 Jt. zurück und gehören zu einfachen Hütten am Westrand des heutigen Koms, am damaligen Nilkanal gelegen. Im Laufe des 4. Jts lässt sich in der materiellen Kultur die Entwicklung von der unterägyptischen Buto-Maadi Kultur mit der Vermischung von immer mehr oberägyptischen Elemente der Naqadakultur nachweisen, bis sich die ober- und unterägyptischen Kulturgruppen nicht mehr materiell unterscheiden. Buto beschreibt damit also eine langsame, kontinuierliche Enticklung und keinen plötzlich auftretenden Bruch. Die ausgegrabenen Strukturen der frühdynastischen Zeit (ca. 3000-2800 BC) weisen eine Entwicklung von einem Wirtschaftskomplex zu palastartigen Strukturen auf.Funde wie importierte Güter, aber auch lokale Imitationen verweisen auf eine wichtige Position Butos in überregionalen Netzwerken, was durch die frühdynastische residenzartige Anlage nochmals bekräftigt wird. Diese Anlage wird in der 2. Dynastie zerstört. Keramikfunde aus Gruben belegen die weitere Nutzung im Grabungsareal im frühen Alten Reich, die zugehörigen Strukturen sind aber bei der Neubesiedlung ab der 3. Zwt.Zt und vor allem in der 26. Dynastie zerstört worden. Das Alte Reich ist aber durch Bohrungen sowie den laufenden Grabungen am Nordrand des Koms bis in die 5./6. Dynastie belegt (um ca. 2200 BC). Anschließend sind in das 8. Jhdt.v. keine menschlichen Aktivitäten erfasst und der Ort scheint vollständig aufgegeben zu gewesen zu sein. Dies kann mit einer Verlagerung des Nilarms zusammenhängen. In der späten 3. Zwischenzeit beginnt eine intensive Nachbesiedlung. Zunächst ohne große bauliche bekannte Strukturen aber mit Elitegräbern, wird dann in der folgenden 26. Dynastie ein massives Neubauprogramm durchgeführt, wovon die eindrucksvollen Kasemattenfundamente zeugen. Auch die Anlage des Tempelbereichs im Osten der des Fundplatzes fällt in diese Zeit. In der Spätzeit erlebt Buto eine Blütezeit und hat seine größte Ausdehnung. Aus der römisch-ptl. Epoche sind unter anderem durch unsere französischen Kooperationspartner Wohnbereiche, aber auch Keramiköfen und Kupferwerkplätze untersucht. Die Stadt schrumpft dabei langsam, bis sich die Spuren der Besiedlung in der frühislamisch Zeit verliert.