Forschung
Phase 1 des Projektes, sprich die Auswertung des keramischen Fundmaterials des Hauses Y der Nuraghe Arrubiu (Orroli, Sardinien) ist abgeschlossen. Denn durch Sichtung und Auswertung der Gefäßfragmente konnte die Nutzung der Hausstruktur relativchronologisch in die Phasen Bronzo Medio 3 (BM3) und Bronzo Recente 1 (BR1) datiert werden (ca. 1550–1250 v. Chr.). Diese Datierung kann mithilfe von absolutchronologischen Daten präzisiert werden, da während der Grabungen einige Kohle- und Knochenfragmente geborgen wurden, die nun durch die Radiokarbonmethode untersucht wurden.
In der zweiten Phase des Projektes sollen die Handelsbeziehungen zu den umliegenden und weiter entfernten Nuraghen der Insel insbesondere anhand einer umfassenden Analyse des Gefäßtypus „Kragentopf mit plastischem Ring“ untersucht werden.
Die bisherige Erforschung des sog. Kragentopfes mit plastischem Ring hat ergeben, dass dieser Gefäßtyp entgegen der bisherigen Meinung auch im Nordosten der Insel verbreitet ist. Außerdem konnten verschiedene Variationen im Dekor aufgedeckt werden. Kleinräumig betrachtet bestehen jedoch große Ähnlichkeiten zwischen den Töpfen. Die Fragmente aus dem Haus Y der Nuraghe Arrubiu und die aus dem Turm F der Nuraghe Nolza ähneln sich stark. Die beiden Fundorte liegen Luftlinie etwa 50 km voneinander entfernt. Es stellt sich die Frage, ob die Töpfe an einem der beiden Fundorte produziert und dann in den jeweils anderen eingehandelt wurden, oder ob der Kragentopf mit plastischem Ring autonom an den jeweiligen Fundorten produziert wurde. Auffällig ist, dass der Fluss Flumendosa die beiden Fundorte miteinander verbindet – der zweitgrößte Fluss Sardiniens, der gewiss schon in der Bronzezeit von großer Bedeutung war. Um festzustellen, ob die Töpfe in derselben Werkstatt produziert wurden, muss der Ton durch eine mineralogisch-petrologische Untersuchung analysiert werden. Insgesamt wurden in der Nuraghe Arrubiu 22 Töpfe diesen Typs gefunden, die analysiert werden können. Aus der Nuraghe Nolza stehen vier Töpfe zur Analyse zur Verfügung. Falls die Töpfe aus derselben Kleinstregion stammen, könnte man darüber hinaus der Vermutung nachgehen, dass der Inhalt der Gefäße und nicht die Töpfe selbst die Handelsware waren. Dafür sind die organischen Reste in den Töpfen zu untersuchen. Dabei finden sich die meisten Rückstände am Gefäßboden. Da die beiden Vasen aus dem Haus Y der Nuraghe Arrubiu die einzigen komplett erhaltenen und rekonstruierten ihres Typs auf der Insel sind, ist der Gefäßboden sicher zugeordnet und garantiert einen Zusammenhang zwischen Gefäßtyp und Art des organischen Materials. Mittels der Gaschromatographie konnte bereits belegt werden, dass schon in der Bronzezeit Wein in Orroli produziert und konsumiert wurde. Die geschlossene Form der Kragentöpfe mit plastischem Ring lässt vermuten, dass sie als Vorratsgefäß für Flüssigkeiten dienten. Ließen sich Spuren von Wein in den Gefäßen finden, so läge ein Beweis für den Konsum und Handel von Wein bereits in den Phasen BM3 und BR1 vor.
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